Über uns
das Kranich-Gymnasium stellt sich vorWie kam das Kranich-Gymnasium zu seinem Namen? Wer gestaltete die Giebelwand der Aula und wie? Welche Entwicklung machte das Kranich-Gymnasium in den letzten Jahren durch? Wofür steht eigentlich das Wort KRANICH und was sind unsere Grundsätze? Wer hat in der Vergangenheit die Schule geleitet und repräsentiert?
Stellen Sie sich wohl möglich die gleichen Fragen? – Dann sind Sie auf dieser Seite genau richtig!
Allgemeines zum Kranich-Gymnasium
Die Kranich-Tradition geht bereits bis in das Jahr 1947 zurück, in dem das Kranich-Gymnasium – damals noch Gymnasium SZ-Lebenstedt – eröffnet wurde. Es ist seit 1998 eine offene Ganztagsschule und seit 2005 zusätzlich Notebookschule. Die Schule wird seit 2009 von Frau Ilgner geleitet, ihr ständiger Vertreter ist Herr Ehrenberg. Die Schulverwaltungsarbeit wird zusätzlich von drei Koordinatorinnen und Koordinatoren unterstützt. Das Kollegium umfasst mehr als 60 Lehrerinnen und Lehrer, sowie eine wechselnde Zahl von Referendaren. Unser Sozialpädagoge, die Sekretärinnen, der Schulassistent und der Hausmeister tragen ebenfalls zum Gelingen des Schulalltags bei.
Im Schuljahr 2017/18 besuchten 782 Schülerinnen und Schüler das Kranich-Gymnasium. Die Klassen der Sekundarstufe I sind drei- bis sechszügig. Aufgrund des weiträumigen Einzugsgebietes umliegender Ortsteile und Dörfer besteht die Hälfte der Schülerschaft aus Fahrschülern. Die Unterrichtsverteilung erfolgt hauptsächlich nach Stundentafel 2, der Unterricht selbst folgt seit 2009 dem Prinzip des Doppelstundenmodells, welches Ruhe in den Schulalltag bringt, Raum für offene Unterrichtsformen bietet, für eine effiziente Verteilung der Hausaufgaben sorgt und die Schultasche „erleichtert”. Das Fremdsprachenangebot enthält neben Englisch die Fächer Französisch und Latein als zweite Pflichtfremdsprache. Mit den Chorklassen im 5. und 6. Schuljahr und dem Pilotprogramm des Sportprojekts ab Beginn des Schuljahres 18/19 (ebenfalls in den 5. und 6. Klassen) findet sich sowohl ein musikalischer als auch ein bewegungsorientierter Schwerpunkt. Da viele Schülerinnen und Schüler auch den Nachmittag in der Schule verbringen, gibt es ein umfangreiches Mittagsangebot in unserer Mensa. Neben unterschiedlichen AGs werden auch Hausaufgabenbetreuung und Lernstudios angeboten.
Schulentwicklung
In den vergangengen Schuljahren hat das Kranich-Gymnasium einen enormen Zuwachs an Schülerinnen und Schülern zu verzeichnen. Waren es im Schuljahr 14/15 noch gut 620 Schülerinnen und Schüler, so besuchten im Schuljahr 17/18 mehr als 780 Kinder und junge Erwachsene das Kranich-Gymnasium. Der nebenstehende Graph verdeutlicht den Zuwachs der Schülerschaft im Zeitraum von 2014 bis 2018 um 34,2%.
- Schuljahr 14/15: 626 Schülerinnen und Schüler
- Schuljahr 15/16: 620 Schülerinnen und Schüler
- Schuljahr 16/17: 691 Schülerinnen und Schüler
- Schuljahr 17/18: 782 Schülerinnen und Schüler
- Schuljahr 18/19: 806 Schülerinnen und Schüler
- Schuljahr 19/20: 821 Schülerinnen und Schüler
- Schuljahr 20/21: 930 Schülerinnen und Schüler
Unser Leitbild – Dafür steht das Kranich-Gymnasium
Kompetenz
Wir fördern und fordern die fachwissenschaftliche Kompetenz und entwickeln die Studierfähigkeit. Dabei sind wir an der Lebenswelt unserer Schülerinnen und Schüler und an der Anwendung in der Praxis orientiert.
Respekt
Respektvoller Umgang Wir sorgen dafür, dass der Umgang aller am Schulleben Beteiligten von Respekt, Fairness und Hilfsbereitschaft geprägt ist und sich alle in der Gemeinschaft wohlfühlen. Wir gehen freundlich und höflich miteinander um und halten getroffene Regelungen und Vereinbarungen konsequent ein.
Anstand
Werteerziehung (Mut zur Erziehung) Wir erziehen unsere Schülerinnen und Schüler im Geiste der Humanität zu Persönlichkeiten, die an Werten orientiert handeln und die Verantwortung für sich und andere übernehmen.
Neugier
Wir wecken bei Schülerinnen und Schülern Neugier und Kreativität und fördern eigenverantwortliches Lernen sowie Anstrengungsbereitschaft.
Individualität
Wir unterstützen die Schülerinnen und Schüler in ihren besonderen Begabungen und ihren Interessen.
Chance
Wir pflegen einen intensiven fachlichen und pädagogischen Austausch. Wir entwickeln unsere Kooperation, die von Respekt und Solidarität geprägt ist. Wir bilden uns kontinuierlich und systematisch fort, um die Qualität unserer Arbeit weiterzuentwickeln.
Wie entstand eigentlich der Name Kranich-Gymnasium?
Am 17.02.1992 schrieb Herr Gerhard Wallek aus Salzgitter der Redaktion des „KRANICH” folgenden Brief über die Entstehung des Namens unserer Schule:
Als „Ehemaliger”, der 1959 sein Abitur am damaligen „Gymnasium SZ-Lebenstedt” abgelegt hat, war ich unlängst bei Nachbarn eingeladen. Das Gespräch kam auf den Punkt, wie eigentlich der Name „KRANICH-GYMNASIUM” entstanden ist, denn 1959 hieß die Schule noch nicht so. Ich habe daher mein Gedächtnis und das von Klassenkameraden angestrengt und auch im Schularchiv die Schulzeitungen aus jener Zeit eingesehen und komme zu folgender Version, bei der ich ziemlich sicher bin, dass sie richtig ist.
Im Dezember 1955, genau genommen am 20.12., hat die Klasse 10m, der ich damals angehörte, erstmals eine Klassenzeitung herausgegeben. Sie bekam den Namen „KLASSENSPIEGEL” und hieß im Untertitel „Kladderadatsch der Klasse 10m”. Insgesamt erschienen 7 Nummern bis Mitte 1956 in jeweils 25 – 30 Exemplaren. Die Zeitung kostete nur 15 Pfennige und entsprechend sah sie auch aus. Wir zogen sie auf Matrizen ab, und der Inhalt des „Käseblättchens” bestand meist aus Witzen und witzigen Balladen, daneben Berichte über Lehrer und Sportereignisse. „Redakteure” waren die Schüler Hans-Jürgen Scholz (jetzt Röntgenfacharzt in Braunschweig), Norbert Obst (Architekt in Dortmund), Klaus Wodsack (kath. Priester in Rom) und ich (Dipl.-Kfm. bei den Stahlwerken PSAG). Wahrscheinlich war es die erste Klassenzeitung an unserer Schule überhaupt. Aber nicht das ist besonders erwähnenswert, sondern die Tatsache, dass aus diesem Blatt die Schulzeitung „KRANICH” entstand, die Weihnachten 1956 mit 500 Exemplaren erschien. Nachzulesen ist dies u. a. unter dem Titel „Vom Klassenspiegel zum Kranich” im KRANICH 4/1957, Seiten 17 und 18.
Wie kam es nun zur Gründung einer Schulzeitung? Wir hatten einen Lehrer etwas „unsanft” in der Klassenzeitung behandelt und mussten mit unserem damaligen Klassenlehrer Walter Müller zu Direktor Dr. Korn dem damaligen Schulleiter. Erst „machte er uns fertig”, doch dann diskutierte er mit uns – angeregt auch durch unseren Klassenlehrer – eine Hebung des Niveaus und die Umwandlung in eine Schulzeitung. Erster „Schriftleiter” wurde Norbert Obst und die älteren Schüler von den 12. Klassen (wir waren inzwischen in der 11.) machten auch mit. Betreuer wurde für viele Jahre W. Müller, unser Klassenlehrer. Im Deutschunterricht hatten wir damals die Schillersche Ballade „Die Kraniche des Ibykus” mit dem bekannten Satz „Sieh, sieh da, Timotheus” besprochen und auswendig lernen müssen. Alles, was mit den alten Griechen zu tun hatte, interessierte uns – zumindest vorübergehend – sehr, wie man auch der Schulzeitung 1/1957 („über die Ausgestaltung unseres Klassenraumes 1”, Seiten 8 und 9) entnehmen kann. Wir zierten die leeren Wände unserer Klasse kunstvoll mit Leierspielern und Fackelträgern unter Anleitung unseres Kunsterziehers Walter Junge (oder hatten wir damals Herrn Örtel?).
Irgendwie kamen auch die Kraniche ins Gespräch und daraus entstand die Bemalung der grossen Fassadenwand der Schule; es muss im Herbst 1956 gewesen sein. Die Ausführungen von Herrn Junge unter dem Titel „Die Gestaltung der Wand unserer Aula” sind auf den Seiten 2 und 3 der allerersten Kranich-Nummer 0/1956 nachzulesen. Aula-Wand und Ballade führten dann dazu, dass auch die neugegründete Schulzeitung den Titel „Der Kranich” bekam, den sie auch heute noch (wenn auch ohne den Artikel) hat. Ich weiss nicht mehr genau, wer den entscheidenden Vorschlag gemacht hat, aber dass unsere Klasse hierbei mitwirkte, ist klar. Nachdem sich die Schulzeitung durchgesetzt hatte und ihr Niveau immer besser wurde, war es schon fast zwingend, dass auch die Schule bei geeigneter Gelegenheit danach benannt wurde. Aber da waren wir schon längst nicht mehr auf der„Penne” und darüber können andere bestimmt besser berichten!
Gerhard WallekÜberblick über die Bau- und Renovierungsgeschichte unseres Gymnasiums?
- 05.08.1943 erster Unterricht im „Großen Klassenraum der Alten Dorfschule” in Lebenstedt mit Schuljahresbeginn 1944
- Unterricht in der Dorfschule und in den Holzbaracken der Boelckeschule, bei Fliegeralarm teilweise Unterricht im Hochbunker
- 01.12.1945 Neuanfang nach Kriegsende in Holzbaracken und in der Dorfschule (dort bis Januar 1946)
- kurz vor der Währungsreform 1948 „erstes eigenes” Schulgebäude, eine Steinbaracke, wird fertiggestellt und bezogen
- ansonsten weiterhin Unterricht in Holzbaracken
- Herbst 1949 zweite Steinbaracke wird fertig (ein Teil davon steht heute noch im Hof neben der Turnhalle)
- 1951/52 zu Beginn des Schuljahres wird eine große Baracke im Gewerbepark als Turnhalle hergerichtet (in der Nähe des jetzigen Bahnhofes)
- 18.08.1951 Grundsteinlegung für den 1 .Neubauabschnitt des Gymnasiums Salzgitter-Lebenstedt (heutiger Biologietrakt)
- 23.10.1951 Richtfest
- Ostern 1952 der erste Trakt wird bezogen; die Schule umfaßt damals diesen Neubautrakt, 2 Stein- und 3 Holzbaracken mit provisorischen Räumen für Physik‑, Chemie- und Musikunterricht
- Herbst 1953 Fertigstellung des 2. Bauabschnittes (heutiger Chemietrakt)
- September 1954 3. Bauabschnitt begonnen: Aula und doppelstöckiger Verwaltungstrakt
- 15.03.1957 Einweihung der Aula
- 01.12.1959 Baubeginn der Turnhalle
- 14.03.1961 Einweihung der Turnhalle
- September 1962 Baubeginn des Anbautraktes ‑Richtung Saldersche Straße
- März 1964 Übergabe des Anbautraktes (heutiger Kunsttrakt)
- 1964/65 Biologiefachräume fertiggestellt; im Bau bzw. in der Einrichtung befinden sich noch: der Gymnastikraum, der Physikraum, der Physikvorbereitungs- und Sammlungsraum, der Schülerübungsraum und das Fotolabor
- 22.01.1966 offizielle Vollendung der Baumaßnahmen
Die Zeit von 1943 bis 1966 war durch einen ständigen Wechsel der Unterkünfte, dem Unterrichten in Holz- und Steinbaracken und andauernden Baumaßnahmen gekennzeichnet. Die Schule war sozusagen ein Gymnasium im Aufbau mit ständig steigenden Schülerzahlen. 1200 Schüler machten am 1. Februar 1968 eine Trennung in das Gymnasium I (das spätere Kranich-Gymnasium) und das Gymnasium II notwendig, das zunächst in den alten Holzbaracken untergebracht war, bevor es zum Fredenberg in eigene Gebäude umzog (das heutige Gymnasium am Fredenberg). Mit Einführung der reformierten Oberstufe zum Schuljahr 75/76 wurden dann folgende Umbaumaßnahmen notwendig:
- Einrichtung einer Schülerbücherei in der Steinbaracke
- Teilung der Aula: vorderer Teil wird Sek II-Aufenthaltsraum
- Fachräume für Gemeinschaftskunde sowie heutige Sek II-Räume im Keller des Chemietraktes
- Einrichtung eines Fahrschülerraumes (heutiges Beratungslehrerzimmer)
In der damaligen Ratsvorlage vom 29.4.1976 wird bereits vorgeschlagen: „Es wird unter Berücksichtigung der Situation jeder Schule zu prüfen sein, ob Automaten (für Getränke, evtl. auch für Speisen) aufzustellen sind oder eine Cafeteria benötigt wird…” Die Hoffnung darauf ist nach nunmehr 17 Jahren immer noch ungebrochen. Im Schuljahr 1981/82 mußte dann eine außerplanmäßige Renovierung der Turnhalle durchgeführt werden, weil ein Brandanschlag auf die Turnhalle dort beträchtliche Schäden verursacht hatte. Seit Mitte der 80er Jahre ist ein umfangreiches Renovierungsprogramm angelaufen, das eine Grundsanierung der einzelnen Bautrakte zum Ziel hat. Es umfasst:
- Dachisolation und neuen Außenputz mit Wärmeisolierung
- Einbau von doppelverglasten Fenstern
- Umstellung der gesamten Heizungsanlage auf Erdgas
- Einbau von Holzdecken
- neue Wasserleitungen, Waschbecken und Toilettenanlagen
- teilweise neues Mobiliar für die Klassenräume und vor allem die Modernisierung der Fachräume Biologie, Chemie und Physik
- 1985/86 Kunsttrakt mit Klassenräumen der 7. und 8. Klassenstufe
- 1987 Verwaltungstrakt
- 1989 Biologietrakt
- 1991 Physiktrakt
- 1992 Chemietrakt
Es stehen dabei noch die jeweilige Vollendung des Physik- und des Chemietraktes aus sowie die sowie die Grundsanierung des gesamten Aulabereiches mit dem notwendigen Innenausbau des Musikraumes. Nach der offiziellen „Fertigstellung” der Schule im Jahr 1966 wird seit nunmehr 18 Jahren aus schulorganisatorischen bzw. baulichen Notwendigkeiten am Kranich-Gymnasium saniert, ein Ende ist jedoch noch nicht absehbar. Falls der Antrag auf Errichtung einer Ganztagsschule genehmigt werden sollte, müßten weitere bauliche Verbesserungen (Einrichtung einer Küche/Cafeteria, Verlagerung der Schulbibliothek in den alten Fahrradkeller, „lauter” und „stiller” Freizeitbereich) vorgenommen werden. Schüler und Lehrkräfte haben sich inzwischen an die ständigen „Umbaumaßnahmen” mit ihren Auswirkungen auf den Unterricht gewöhnt und diese sind mittlerweile zu einem charakteristischen „Markenzeichen” unserer Schule geworden, das vor allem das Improvisationstalent und die Geduld aller Beteiligter enorm geschult hat.
Zur Gestaltung der Giebelwand der Aula des Kranich-Gymnasiums
von Walter Junge, 1956
Wer einmal die Gelegenheit hatte, eine größere Anzahl von Schulneubauten der Nachkriegszeit zu sehen, wird sicherlich bemerkt haben, dass weit häufiger als früher an fast allen Bauten künstlerischer Schmuck angebracht wurde.
Gleichzeitig aber hat er, wenn er ein aufmerksamer Beobachter war, feststellen können, in welche Verlegenheit die maßgeblichen Instanzen – Behörde, Architekt, ausführender Künstler – fast immer gekommen sind, wenn man sich im Laufe der Verhandlungen endlich konkreten Vorschlägen über den Inhalt des vorgesehenen Schmuckes näherte. Die Einigung über technische Fragen, also über die Art des anzubringenden Schmuckes – ob Mosaik, Sgraffito, Wandmalerei, Kachelsetzung, Holzintarsie etc. – wird schnell erzielt worden sein. Wenn es aber schließlich darum ging, das sogenannte „Motiv” oder sagen wir ruhig den Inhalt oder Sinngehalt festzulegen oder auch nur im Ungefähr zu umreißen, begannen die eigentlichen Schwierigkeiten.
Man war sich zwar klar darüber, dass die geplante Arbeit eine innere sinnbildliche Beziehung zum Wesen einer Schule überhaupt oder in besonderen Fällen sogar zu dieser einen für den Schmuck ausersehenen Schule haben musste. Vielleicht war sie schon sehr alt und Trägerin einer langen geschichtlichen Tradition, die bei ihrem Neubau berücksichtigt werden musste. Oder sie war eine Neugründung, und es war darum naheliegend, wie es z.B. bei unserer Oberschule der Fall ist. Wie nun aber diese sinnbildliche Beziehung oder Ausdeutung inhaltlich zu fassen war – ganz abgesehen von der formalen Lösung – darüber werden die Meinungen wohl immer weit auseinandergehen.
Die Schwierigkeiten sind nur angedeutet, wenn ich darauf hinweise, dass sich unter allen Umständen Form und Inhalt decken müssen! Dies aber ist eigentlich nur dem Künstler bewusst, doch kaum jemals einem aus der großen Zahl derer, die aufgefordert ihre gutgemeinten Vorschläge über den symbolischen Inhalt der geplanten Ausschmückung abgeben. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die mir von den verschiedensten Seiten gemachten Vorschläge hinsichtlich der Ausgestaltung der Aulawand unseres Gymnasiums vollzählig anzuführen. Die meisten waren – wie fast immer bei derartigem Anlass – völlig unbrauchbar, weil ihre Ausführung entweder unmöglich war oder aus ästhetischen Gründen nicht in Frage kam.
Nur einige wenige habe ich in Entwürfen zu realisieren versucht, obwohl es mir schon vorher klar war, daß auch diese Vorschläge kaum mit den formalen Voraussetzungen unter ein Dach zu bringen waren. Diese Entwürfe bildeten also letzten Endes nur eine Bestätigung meiner vorherigen Bedenken. Ich habe sie aber gemacht, um den naheliegenden Vorwurf der Überheblichkeit oder Selbstgerechtigkeit zu entgehen.
Alle Versuche, den Schmuck, wie es heute üblich ist, auf die linke oder rechte Seite, in die obere oder untere Hälfte der Fläche zu verlegen, scheiterten zu meinem Bedauern an dem ungewöhnlichen Verhältnis von Höhe zu Breite dieses Giebels. Wäre er links angebracht worden, hätte der Giebel sich für den Betrachter nach links geneigt, und umgekehrt. Es blieb nach allem nur die Zentralkomposition für diese schwerfällig-breite Fläche übrig. Was nun an unserer Aulawand entstanden ist, will ich mit den gleichen Worten umreißen, die schon einmal an anderer Stelle zu lesen waren:
Was ist zu sehen? Ein abstraktes Gerüst in Streifen und Bögen teilt die Fläche auf. In diesen Streifen, Feldern, Bögen sind fliegende Vögel zu sehen, im unteren Teil ein großer, mehrfach aufgeteilter Kreis, dazu eine Abschlußleiste. Die Farben sind weiß, rostrot und golden. Es galt, für diese Wand ein Motiv zu finden, das wohl Bezug nahm auf die Schule, insbesondere auf den Zweck dieses Gebäudes, einer Aula, die feierlichen Zwecken dienen soll, dies aber nur in ganz dezenter und sehr zurückhaltender Form zu tun hatte. Dieses Motiv sollte nicht nur die Aula schmücken, sondern auch der ganzen Straße ein Profil geben, sofern dies möglich war.
Jeder plumpe und allzu deutliche Hinweis also mußte unterbleiben. Ferner mußten natürlich die Gesetze künstlerischer Gestaltung unbedingt gewahrt bleiben. Vor allem aber mußte eine sehr moderne, dem heutigen Empfinden nach eine gemäße Form gefunden werden, um die erstrebte Symbolik in unaufdringlicher, doch leicht überschaubarer Form zu verdeutlichen. Es mußte ein Prinzip angewandt werden, das man nicht ganz erschöpfend mit „Stilisierung”, mit Vereinfachung, Reduzierung oder Konzentration eines Motivs bezeichnet.
Allen Anhängern eines platten Naturalismus wird diese Wand nichts sagen. Sie werden mir vorhalten, daß die Vögel keine Augen, keine Federn und keine Füße haben oder ähnliches. Sei es drum! Eine Auseinandersetzung über die Gesetze einer Wandgestaltung mit den Verfechtern dieser Richtung wäre sinn- und zwecklos. Ich gebe hiermit, um alles Rätselraten zu beenden, folgende Erklärung des Motivs:
Seit alters her ist der fliegende Kranich in der Symbolwelt vieler Völker das Sinnbild des lebendigen Geistes, der sich immer wieder unverdrossen über alles Irdische und alle Widerstände hinweg emporzuheben versucht. Gelingt ihm der Aufstieg, stellen sich andere Hindernisse in seinen vorwärtsstürmenden Flug. Sie müssen immer wieder überwunden werden. Daher die ständige Wiederholung des fliegenden Kranichs, daher die Streifen, Flächen, Bögen als die ständigen Widerstände gegen den Flug des lebendigen Geistes.
Der große, mehrfach aufgeteilte Kreis bedeutet vieles in einem: das Weltall, das Sonnensystem mit seinen Trabanten, unsere Erde. Der Kreis ist außerdem das alte System der Vollkommenheit, dient somit wieder als leiser Bezug auf unser pädagogisches Bemühen, Menschen heranzubilden, indem wir ihnen die Sehnsucht nach dem Ideal des in sich vollkommenen Menschen zu erwecken versuchen – wenn wir auch nur allzu gut wissen, wie fern und nahezu unerreichbar dieses Ideal für uns ist und bleiben wird. Es war eine wohl anstrengende, aber auch schöne und Freude bringende Aufgabe, diese Wand gestalten zu dürfen. Ich hoffe, daß sich vor ihr heftige Diskussionen für und wider abspielen werden. Nichts kann einem Künstler lieber sein.

Walter Junge (1905−1990)
- 9. 3. 1905 geboren in Hamburg-Sprenge
- Nach dem Abitur Lithographenlehre, Besuch der Altonaer und Hamburger Kunstgewerbeschule, Arbeit als Glasmaler und Grafiker bei einer Hamburger Zeitung
- 1923 Beginn des Kunststudiums in München bei Prof. Franz von Stuck und Adolf Schinnerer
- 1924 Wechsel zum Bauhaus in Dessau/Weimar u.a. bei Paul Klee
- 1926 ‑1930 Kunsthochschule Berlin mit Abschluß 1. Staatsexamen
- 1929 Preis für Malerei Große Deutsche Kunstausstellung in Hamburg/Altona
- 1933 ‑1945 als entartet eingestufter Künstler
- 1943 Durch Luftangriff völlige Zerstörung des Wohnhauses und Ateliers mit dem künstlerischen Gesamtwerk
- 1949 ‑1953 Studienassessor in Marburg, 1953 Übersiedlung nach Salzgitter
- 1953 ‑1976 Kunsterzieher am Kranich-Gymnasium und am Gymnasium II am Fredenberg in Salzgitter
- 1959 Gründung der Künstlervereinigung „Salzgitter Gruppe”
- 1960 Gründung des Kunstvereins Salzgitter e.V.
- 1966 Fertigstellung des Sgraffitos „Kraniche” an der Giebelwand der Aula des Kranich-Gymnasium
- 1985 Verleihung der Stadtmedaille der Stadt Salzgitter für kulturelle Verdienste
- 2. 1. 1990 gestorben in Salzgitter
Geschichtliche Eckdaten
Gründung: 5. August 1943
Als Filiale der Oberschule Salzgitter (-Bad) wird die Oberschule für Jungen in Lebenstedt gegründet. Die Anfangszeit ist wegen des Krieges sehr von den damit zusammenhängenden Problemen gekennzeichnet. So bestand die Schule zu Beginn aus einer hauptamtlichen Lehrkraft, Frau Raithel, und 37 Schülern in einem „großen Klassenraum” in der alten Dorfschule in Lebenstedt. Zum „normalen” Schulalltag gehörten in der Anfangszeit neben der Lehrernot Raumnot, Fliegeralarm etc. Das Schulleben „teilte” sich seit 1944 zudem auch räumlich in die Alte Dorfschule und die Holzbaracken der Volksschule I (Boelcke-Schule, s. Foto unten; heute Nebengebäude des Kranich-Gymnasiums), die für die folgenden Jahrzehnte ein bauliches Merkmal dieser Schule bleiben sollten. Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass das erste Schuljahr vom Herbst 1943 bis zum Herbst 1944 lief, das zweite Schuljahr vom Herbst 1944 bis Ostern 1946.
40er Jahre
1946/47
Die Sirenen schwiegen zwar, und der Bunker musste nicht mehr als Unterrichtsraum herhalten, aber die Gesamtsituation blieb eher traurig: 6 Klassen und 3 Lehrer! Hinzu kam die allseits bekannte Not der Nachkriegszeit. Immerhin wuchs durch „magische” Kräfte die Zahl der Lehrkräfte auf 6 1/2!
Das Schuljahr 1946/47
Schulische Ausgangsbedingungen nach dem Krieg, Lehrermangel, Ernährungslage
„Nun ist Schulbeginn wieder Ostern. Die Schule vergrößert sich, es kommen neue Anfängerklassen hinzu. Großer Schulraum- und Lehrermangel, wir haben Schichtunterricht.” schreibt eine Schülerin (Wysocki, H., ebenda). Nach der Einrichtung einer(!) neuen Anfängerklasse unterrichteten zu Schuljahresbeginn vier Lehrer in sechs Klassen. Neu ins Kollegium eingetreten war Johann Lukasiewicz, dem von den Engländern bereits für den 25.4.1946 (Schuljahresbeginn) die Unterrichtserlaubnis erteilt worden war. Am 31.7. ging aber Studienrat Krause an die Stammschule nach Salzgitter (Bad) zurück. Damals war der „Tiefpunkt” der Lehrerversorgung erreicht. Einige Klassen mußten nun bei stärkster Belastung der Lehrkräfte auch nachmittags unterrichtet werden. Die Schulraumnot in Lebenstedt war erschreckend. An der Volksschule 11 (später Amselstieg-Schule) standen z.B. für 1713 Schüler und 17 Lehrkräfte nur 9 Klassenräume zur Verfügung. An den Volksschulen gab es Klassen, in denen 80, 90 und noch mehr Kinder unterrichtet werden mussten. Stark gekürzter Schichtunterricht über den ganzen Tag hinweg war unvermeidlich (Chronik der Amselstiegschule 1954, o.S.). Erst seit September 1946 besserte sich die personelle Situation an der Lebenstedter Oberschule etwas. Dr. Kretschmer (1.9.), Karl Springer (15.9.) und Dr. Finke (9.12.) erhielten die Unterrichtserlaubnis. Bis zum Schuljahresende kamen noch Frau Lattorf und Herr Merker hinzu. Ständige Stundenplanänderungen waren die Folge. Eine Schülerin schreibt: „Die Lehrkräfte wechseln häufig, die Raumnot ist groß. Die Schülerzahl wächst. Frau Raithel hat schwer zu kämpfen” (Wysocki, H., ebenda). Die Oberschule in Lebenstedt besaß nicht wie länger bestehende Schulen ein Stammpersonal, sondern war bei der ständig wachsender Schülerzahl durch den Zuzug von Flüchtlingsfamilien auf Lehrerzuweisungen durch die Regierung in Braunschweig angewiesen, die aber auch kaum Lehrkräfte zur Verfügung hatte, da viele Lehrer gefallen waren, sich noch in Kriegsgefangenschaft befanden oder automatisch wegen ihrer NS-Zugehörigkeit entlassen worden waren. Zahlreiche Anträge auf Wiedereinstellung waren von den Briten noch nicht genehmigt worden (Pakschies 1979, 5.306). Karl Springer hat 1951 über seine Wiedereinstellung in den Schuldienst, die ihm 1946 im Volksbildungsministerium in Braunschweig durch Oberstudiendirektor Dr. Almstedl mitgeteilt wurde, berichtet: „Sie sind wohl ein ganz besonderer Glückspilz’?”, meinte dieser. „Sie sind der Erste, dem wir mit der Unterrichtserlaubnis des Engländers auch gleichzeitig eine Stelle geben können. Aber sie müssen mir etwas versprechen.” Als ich beklommen vor Freude zustimme, fährt er fort: „Nämlich, dass Sie morgen früh schon unterrichten. Sie gehen an die Oberschule nach Lebenstedt, dort wird ein Deutschlehrer gebraucht. Dort müssen Sie morgen früh schon anfangen” (Springer 1951, S. 12 f). Springer erhielt eine Deutschlehrerstelle, „unter dem Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs als beamtete Hilfskraft” mit 24 Wochenstunden. Wenig später wurde er vom Wohnungsamt der Stadt in eine Mansardenwohnung am Gerstenweg 6 eingewiesen, wo er mit seiner Frau, seiner verwitweten Tochter und ihrem Sohn ein 12 qm großes Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer von 8 und 9 qm bewohnte. Als Küche diente das Bad. Karl Springer, 1888 in Glatz in Schlesien geboren, war ein seminaristisch vorgebildeter Lehrer, der zunächst Volks- und Mittelschullehrer gewesen und 1938 zum Studienrat ernannt worden war. Er brachte vielfältige pädagogische Erfahrungen mit. Er war z. B. auch Leiter eines Waisenhauses gewesen. Ihm verdanken wir einen Bericht über die Ausgangsbedingungen schulischen Lernens an der Lebenstedter Oberschule nach dem Krieg: „Durch die Kriegsumstände sind die Kinder in der Schulausbildung gehindert worden, verschieden lange und verschieden stark. So sitzen in jeder Klasse mehrere Jahrgänge durcheinander und keine Klasse hat eine einheitliche Leistungshöhe. Man stößt auf bedenkliche Lücken. Sowieso stand die Schulbildung und besonders die der höheren Schulen im Dritten Reich niedrig im Kurs, und in den letzten Jahren lag der Unterricht ganz am Rande der Jugendbetreuung. So ist denn jetzt das Lesen im 5. Schuljahr nicht viel besser als in einem leidlichen 3. Grundschullehrgang. Und wie soll man es nachholen, wenn man nur ein Buch hat, das im Unterricht von Hand zu Hand geht?” (Springer 1951, 5. 16fl.). Das erwähnte Buch war ein von den Briten zugelassenes Lesebuch aus der Weimarer Republik. An der Oberschule mangelte es – wie andernorts auch – an allem. Zum Schreiben fehlten die Hefte, ein Löschblatt war ein seltener Besitz, und die Tinte war vom vielen Verdünnen kaum noch leserlich. Über die Ernährungssituation damaliger Schüler notierte ein Schüler 1947 rückblickend: „Die Rationen wurden, anstatt erhöht zu werden, immer knapper. Im Sommer fuhren wir dann immer aufs Land auf abgeerntete Felder und stoppelten, so daß wir im Winter etwas zusätzlich hatten. Weihnachten war mager, aber sonst ganz schön” (Neubauer 1947, o.S.). In den Ferien arbeiteten manche Schüler für zusätzliche Lebensmittel in der Landwirtschaft. Trotz offiziell angegebener 1500 Kalorien pro Tag lagen die tatsächlich auf Lebensmittelkarten verteilten Tagesrationen im Frühjahr 1947 im Verwaltungsbezirk Braunschweig wochenlang unter 900 Kalorien (Ehrhardt 1991.5.73). Karl Springer schrieb über seine Schüler: „In dieser Welt der materiellen und seelischen Not wuchsen die Kinder auf. Die armen Kinder. Mir hat manchmal das Herz wehgetan. Sie kamen mit dünner Kleidung im feuchten Schneewetter und drängten sich frierend an den rauchenden Ofen. An der Fußbekleidung konnte man einen tollen Formenreichtum bewundern. Weniger kunstvoll, aber hochintelligent und praktisch in der Materialverwertung” (Springer 1951.5. 15). Nach den Erhebungen von Schulrat Engelhardt vom 19.10.1946 waren im Stadtgebiet 55 % aller Schulkinder ohne Schuhwerk und kamen barfuß oder mit „Notsandalen” zur Schule. Im Winter konnten viele Eltern ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken. Dies galt aber nicht für die in der Regel materiell besser gestellten Eltern der Oberschüler (Ehrhardt 1991. S.78). Kaum anders war es um die Oberbekleidung bestellt. Ein ehemaliger Oberschüler schreibt: „Viele von uns trugen gefärbte Uniformteile, die von der Wehrmacht herrührenden Farben, etwa „feld-grau”, mussten entmilitarisiert erscheinen, manch einer trug ein abgelegtes Beinkleid eines „Tommy”. Die Mädchen waren in dieser Hinsicht, alles in allem, noch besser dran, da Kleider leichter zu improvisieren waren als Hosen und Jacken für Jungen, von Mänteln gar nicht zu reden – ich jedenfalls besaß nicht einmal einen verwendungsfähigen im kalten Nachkriegswinter… Noch lebhaft habe ich zwei unserer Lehrer vor Augen, die ebenfalls wie viele von uns Jungen dunkel gefärbte Wehrmachtsuniformteile trugen, an denen „Zivil-Knöpfe” die etatmäßig silbrig scheinenden Aluminiumknöpfe abgelöst hatten, um ja keine Militarismus-Reminiszenz aufkommen zu lassen” (Gödeke 1993.5. 3). Lehrer und Schüler kamen sich durch ihre gemeinsame Not näher. Belastend hinzu kam in diesem Schuljahr der lange und kalte Winter 1946/47. Die Schüler brachten Holz und Kohlen, sofern sie solche besaßen, mit zur Schule. Die Weihnachtsferien mussten damals wegen des großen Mangels an Heizmaterial bis zum 22. Januar verlängert werden. Es gab „Kälteferien”. Am 1. März 1947 notierte ein Schüler: „Schon acht Wochen lang liegt Schnee. Heute peitschen ungeheure (Oma sagt, dass sie so etwas in ihren 75 Jahren noch nicht erlebt hat) Schneestürme über das Land. Autos bleiben stecken und der ganze Verkehr liegt fast still. Ich schätze die Windstärke auf 9 bis 10. Auf der Chaussee ist gar kein Fortkommen” (Neubauer 1947). In der Schule bekamen die Kinder seit diesem Schuljahr eine warme Mahlzeit. „Freude für alle, es gibt Schulspeisung. Lehrer und Schüler bringen ihren Henkelmann mit, alle haben Hunger. Die Lehrer tun ihr Bestes, uns ein wenig Weisheit in die leeren Köpfe zu trichtern. Manchmal gelingt es sogar, besonders seit der Magen wieder etwas gefüllt ist”, erinnert sich eine Schülerin. Lehrer durften allerdings nicht mitessen (Wysocki. 11.1963. ebenda). Seit dem 13. August 1946 war es möglich, in Lebenstedt eine Schulkinderspeisung einzurichten, die durch amerikanische Spenden finanziert werden konnte (Hoover-Spende) und von den Versorgungsbetrieben der Reichswerke zubereitet wurde. Erst nach der Währungsreform konnte die Stadt die Zubereitung selbst vornehmen. Bis 1950 wurde Schulspeisung ausgegeben. An der Oberschule organisierten Johann Lukasiewicz und Dr. Finke die Essensausgabe und sammelten das Geld ein. Die Schüler mussten einen Betrag von 10 – 25 Pfennigen für eine Mahlzeit bezahlen, die 300 Kalorien enthielt und meist aus warmer Suppe bestand. Sozial bedürftige Schüler, vor allem Flüchtlingskinder, zahlten 10 Pfennige in der Woche oder aßen kostenlos. In den großen Pausen eilten die Schüler aus den Schulbaracken hinaus auf den Hof und die Aufsicht hatte Mühe, die Reihenfolge der Klassen einzuhalten. An den Wänden der Baracken sitzend, löffelten sie rasch die Suppe in sich rein, besonders wenn es Nachschlag gab. Ehemalige Schüler berichten, dass die Welt, in der sie aufwuchsen, noch einen anderen Aspekt hatte als Hunger und Not. Karl Springer kam der Perspektive der Kinder sehr nahe, wenn er als Erwachsener, der die desolate Gegenwart mit einer materiell besseren Vergangenheit vergleichen konnte, schrieb: „Da die Kinder im Hintergrund der Gegenwart nicht die Vergangenheit sehen, ist für sie die Welt so gegeben, wie sie ist. Ihr Wachsen und Werden drängt in die Zukunft, und so sieht auch eine arge Welt für Kinderaugen sogar ganz schön aus” (Springer 1951, 5. 15). Ehemalige Schüler erzählen, dass diese Welt auch ihre aufregenden Seiten hatte. „Interessantes Leben” wurde nun nicht mehr von oben, von der HJ organisiert, sondern war nach der Niederringung des Nationalsozialismus durch die alliierten Armeen in die Selbstbestimmung der Jugend zurückgegeben, was durchaus als Befreiung und Eröffnung neuer, positiver Horizonte erfahren wurde. Weil Schule in dieser Zeit nur sehr eingeschränkt stattfand, stand viel freie Zeit zur Verfügung, die für vielfältige Aktivitäten genutzt werden konnte. „Wir hatten nie Langeweile”, berichtet ein Schüler. Trotz der Not und des Elends dieser Jahre waren viele Kinder froh, dass die NS-Zeit vorüber war und eine neue Zeit begann. Auch begannen ältere Schüler zu begreifen, dass die Not ihrer Tage durch den Nationalsozialismus verursacht war, zumal sie nun durch Rundfunk und Zeitungen von den verbrecherischen Zügen dieses Regimes erfuhren. Lange hielten sie sich dabei aber nicht auf, sondern stellten sich Fragen, wie eine sinnvollere Zukunft aussehen könnte. „Wir wollten nun alles besser machen”, erinnert sich eine Schülerin. Der Zusammenbruch eines idealisierten Führerbildes und die Abkehr vom Nationalsozialismus vollzogen sich erstaunlich schnell und ohne größere Krisen, erinnern sich Schülerinnen und Schüler der damaligen Klasse 4 (heute wäre dies die 8. Klasse). Ostern 1947 bekamen die Schüler ihre Zeugnisse. Die Leistungsansprüche waren in den wenigen Stunden, die in der Woche in diesem Schuljahr erteilt werden konnten, keineswegs gering gewesen. Seit dem 1.2.1947 hatte der Niedersächsische Kultusminister Grimme den Schulleitern und Lehrern der Oberschulen zur „Pflicht” gemacht, eine straffe „Schülerauslese” vorzunehmen, die mit dem starken Zustrom von Flüchtlingen, den geringen Finanzmitteln und den im Vergleich mit anderen Schulformen höheren Kosten für Oberschulen begründet wurde. Auf keinen Fall aber sollten Flüchtlingskinder gegenüber einheimischen Kindern mit wesentlich besseren Wohnverhältnissen und Ernährungsmöglichkeiten benachteiligt werden. An der Lebenstedter Oberschule waren die große Schulraumnot, die hohen Klassenfrequenzen und der Lehrermangel weitere Gründe für eine starke Schülerauslese. Dies galt noch für Jahre, war aber auch andernorts üblich.
1947/48
Am 21.5.1947 wird die Schule eine selbstständige Oberschule! Sie hatte immerhin schon 200 Schüler und 9 Klassen! Das gesamte Unternehmen „Schule” hing in diesen ersten Jahren stark am „Tropf” der Elternspenden in Form von „Leihgaben”: Stühle, Tische und Lehrmittel, so dass immerhin schon zirka 24 – 28 Wochenstunden für die Schüler möglich waren!
Das Schuljahr 1947/48
Barackendasein, Elternhaft, Anfänge des naturwissenschaftlichen Unterrichts
Das neue Schuljahr begann nach dem langen Winter erst am 6. Mai 1947. Am 20. Mai erhielt die Oberschule in Lebenstedt ihre Selbständigkeit und war damit nicht länger eine Zweigstelle der Städtischen Oberschule in Salzgitter (Bad), der sie fast vier Jahre lang angegliedert gewesen war. Die Schule hieß nun „Oberschule für Jungen im Entstehen”. Sie hatte sich inzwischen bis zur Klasse 9 entwickelt. Zwei neue Anfängerklassen wurden aufgenommen, die nun nicht mehr wie in der NS-Zeit Klasse 1 a und 1 b hießen, sondern nach den erreichten Schuljahren als 5. Klassen bezeichnet wurden. Für die übrigen Klassen galt Entsprechendes. An der Oberschule unterrichteten zu Schuljahresbeginn zwei Lehrerinnen und sieben Lehrer. Neu an der Schule waren Herr Todtenhaupt und Herr Krause, der von der Stammschule in Salzgitter Bad zurückgekehrt war. Während des Schuljahres kamen Dr. Grosser und die Assessoren Markwort und Stallmann hinzu. Um eine Vorstellung von der Barackenoberschule in Lebenstedt zu gewinnen, ist ein Bericht von Interesse, den Dr. Grosser 1963 über seine erste Begegnung mit dieser Schule im Juni 1947 verfasst hat. Dieser sei im weiteren ausführlich wiedergegeben. Dr. Grosser war Lehrer am Dorotheenstädtischen Gymnasium in Berlin gewesen und hatte an der dortigen Universität Deutschunterricht für Ausländer erteilt. Als Soldat hatte er schwere Erfrierungen an den Füßen erlitten. Das Kriegsende erlebte er in einem Lazarett in Pommern. Seine Familie, die aus Berlin ins Sudetenland evakuiert worden war, fand er erst Monate nach Kriegsende in Bortfeld bei Braunschweig wieder. Nach seiner Entlassung aus dem Schuldienst arbeitete er im VW-Werk in Wolfsburg. Sein zweiter Antrag auf Wiedereinstellung in den Schuldienst hatte 1947 Erfolg. Im Juni 1947 telegraphierte er aus Wolfsburg an Frau Raithel: „Leite hier sofort Entlassung ein. Treffe nächste Woche zwischen dem 19. und 20. ein. Berthold Grosser.” Dr. Grosser schreibt: „Juni 1947. Brütende Sonne. Ich zwänge mich in meinen letzten guten Anzug, um den Stoßdämpfern, Spurstangen und Lenkrädern des Volkswagenwerkes für immer den Rücken zu kehren und mich an der Oberschule für Jungen in Lebenstedt vorzustellen.” Wie viele nach ihm verstand er unter der Stadt „Watenstedt-Salzgitter” zunächst Salzgitter (Bad) und fuhr in diesen Ortsteil. Dort wurde ihm erklärt, dass sich die von ihm gesuchte Schule im 12 Kilometer entfernten Lebenstedt befinde. Nach einer Fahrt mit dem Bus und nach langem Suchen fand er die Straße „An der Windmühle”. Zunächst hielt er die Schölke-Schule für die Oberschule. Auch in der Richtung, in die ihn der Hausmeister wies, konnte er keine Oberschule entdecken, bis ihm allmählich klar wurde, dass es „die schwärzlich-braunen Baracken dahinten” sein sollten. „Zum zweiten Mal taucht in mir der Verdacht auf, dass man hierzulande unter Oberschule etwas anderes versteht. An einer Steinruine vorbei… gelange ich auf den Hof eines Barackengevierts. Heiße Sonne. Flimmernder Sand, kein grüner Halm und auf allen vier Seiten Barackenfenster, kein Laut, kein Mensch. Jetzt ist der Irrtum wohl eindeutig. Aber nach einer langen Fahrt gebe ich nicht auf”. Auf dem Hof IV traf er einen älteren Herrn von der Kreisberufsschule, die hier eine Zweigstelle unterhielt mit einem Blechnapf in der Hand, der ihn auf eine Baracke hinwies. „Auf mein energisches Klopfen tut sich die Tür auf und ich blicke in einen winzigen Raum. Schätzungsweise 8 bis 10 qm, in jeder Ecke steht ein Sack mit Altpapier, dazu ein paar Tische und Stühle, die schon einen etwas altersschwachen Eindruck machen.” In diesem Raum saßen drei Männer. „Ja, das ist es denn also, das Lehrerzimmer der Oberschule!” Immerhin trösten mich die freundlichen, intelligenten Gesichter, denen ich gegenüberstehe, aber mein Gesicht muss ihnen verraten haben, was in mir vorging, denn als ich wieder hinausgehe, um mich bei der Schulleiterin vorzustellen, sagt einer von ihnen zu den beiden anderen: ‚Der kommt nicht wieder!’ (Grosser 1963, 5.9 t). Dr. Grosser blieb an der Schule, war erster Bibliothekar, wurde 1948 bereits verbeamtet und wurde später stellvertretender Schulleiter. Am 27.8.1947 wurde er von der Schulleiterin vereidigt. Alle Lehrer, die in diesen Jahren der Schule zugewiesen wurden, hatten diesen Eid abzulegen. Erst wenn sie sich einem Entnazifizierungsverfahren unterzogen hatten, wurden sie als „beamtete Hilfskräfte” in den Dienst übernommen. Dafür mussten sie seit 1946 einen vierseitigen Fragebogen der Militärregierung ausfüllen, in dem vor allem nach der Mitgliedschaft in der NSDAP und ihren Gliederungen gefragt wurde. An der Lebenstedter Oberschule mussten die von den Lehrern ausgefüllten Fragebögen von der Schulleiterin beim Personalamt der Stadt eingereicht werden, das sie dem Spruchausschuss beim Entnazifizierungs-Hauptausschuss zur Überprüfung vorlegte, der eine Einteilung in Kategorien vornahm. In einigen Fällen wurden die Lehrer der Oberschule in die Kategorie IV „Belastete”, in den meisten Fällen in die Kategorie V „Mitläufer” (des Nationalsozialismus) eingeordnet. Keine andere Berufsgruppe hatte sich dem NS-Regime zumindest durch Beitritt zur NSDAP so angedient wie die Lehrer, wenn auch aus unterschiedlichsten Gründen. Das Personalamt musste dann „pflichtgemäß” die Unterlagen mit einer Empfehlung an die Regierung in Braunschweig schicken, die diese der englischen Dienststelle vorlegte. Wenn diese ihre Zustimmung zu einer Wiedereinstellung erteilte, wurden die Lehrer in den Dienst übernommen. Im Schuljahr 1947/48 besaß die Lebenstedter Oberschule immer noch keine eigenen Gebäude. Der Unterricht fand nach wie vor in den Holzbaracken der Boelcke-Schule statt. Der langjährige Angehörige des Schulvereinsvorstandes Pirsig hat über die damalige Barackenoberschule 1963 einen Bericht verfasst: „Oberschule für Jungen. Welch großes Wort. Und was stand eigentlich dahinter? Einige an den Fundamenten bereits angefaulte Baracken aus Holz bargen die Klassenräume, deren Fußböden sich beim Betreten stark durchbogen. In den Sommermonaten, wenn es heiss war, schier unerträgliche Hitze in diesen Räumen, und im Winter, bei der Kälte, schmorten die der unvollkommenen und veralteten Gasheizung zunächst Sitzenden, während die entfernter Sitzenden entsetzlich froren. Dass es bei Regenwetter auf Schulbänke, Hefte und Schulbücher tropfte, war nichts Ungewöhnliches. Das Dienstzimmer der Schulleiterin war ein kleines „Loch”, in dem kaum ein Besucher Platz fand (Pirsig 1963, S.16)”. Neue Klassenräume mussten nun in diesem Schuljahr mit Schulmöbeln ausgestattet werden. Wegen der Holzknappheit vor der Währungsreform konnte die Wirtschaftsstelle des Schulamtes dabei kaum helfen. Bereits kurz nach Ostern 1947 hatte Frau Raithel in Erwartung dieses Notstandes die erste Elternversammlung nach dem Krieg in die Gaststätte „Heinemanns Höhe” im Dorf Lebenstedt einberufen. Der Saal war überfüllt. 12 Damen und Herren wurden gewählt, die sich regelmäßig treffen sollten, um zu beraten, wie die Elternschaft der Schule, der es an allem fehlte, beim Aufbau helfen könnte (Traulsen 1968,S. 7). In einem Schreiben an die Eltern bat Frau Raithel um deren Mithilfe. Daraufhin stellten diese leihweise Tische und Stühle zur Verfügung, die die Schüler in die Schule mitbrachten, was ihnen große Freude bereitete. Schließlich waren sechs Räume, wenn auch abenteuerlich, möbliert. Einige Eltern schenkten der Schule auch Beißzangen, Hämmer,Nägel, Draht, Putzlappen usw. Eine Wandtafel überließ die Kreisberufsschule der Oberschule, weitere Wandtafeln fertigte auf Rechnung des Schulamtes die Tischlerei der Stahlwerke Braunschweig an. Vielerorts bildeten sich damals „Notgemeinschaften” der Eltern, ohne deren Mithilfe eine Durchführung und Erweiterung des Unterrichts nicht möglich gewesen wäre. Die Stadt „Watenstedt-Salzgitter” war in diesen Jahren in einem heute kaum noch vorstellbaren Maße durch Wohnraumbeschaffung und Sozialhilfen für die zahlreichen Flüchtlinge finanziell in Anspruch genommen. Stadbaurat Kraatz berichtete später auf einer Elternratssitzung, dass selbst die Stadt Baumaterialien auf dem schwarzen Markt erwerben musste. Ihre finanzielle Unterstützung der Oberschule beschränkte sich bis zur Währungsreform auf die Bezahlung einiger Schulbücher, die nun bei den Verlagen bestellt wurden, und auf die Anschaffung einfacher technischer Geräte und notwendiges Inventar, wie Tafeln. Die Schule ging betteln. Studienrat Todtenhaupt, der zu dieser Zeit noch seinen Mantel aus der Kriegsgefangenschaft in England trug, hat über die Anfänge des Chemieunterrichts in diesem Jahr berichtet: „Als im Zuge des Aufbaus der Oberschule Salzgitter-Lebenstedt im Frühjahr 1947 auf der Mittelstufe erstmalig auch mit dem Unterricht in Chemie begonnen werden sollte, besaß die Schule weder einen Chemieraum noch Chemikalien oder technisches Arbeitsgerät. Ohne gutnachbarliche Hilfe wäre ein solcher Anfang vor der Währungsreform gar nicht möglich gewesen. Die Oberschule „Salzgitter-Bad” steuerte der damaligen „Tochterschule” die notwendigen Chemikalien bei, und aus dem Labor der Hüttenwerke durfte unsere Schule nach eigener Auswahl zwei Koffer mit Glassachen und Gerät gewissermaßen als Erstausstattung mit nach Hause nehmen (Todtenhaupt 1968, 8.47)”. Völlig ungelöst war die Raumfrage, da die Baracken noch keine Gasanschlüsse hatten. So musste die Boelcke-Schule mit ihrem Physikraum aushelfen. Auf einfache Chemikalien wie roten Phosphor oder Aluminiumkarbid musste noch lange gewartet werden. Erst nach einem Besuch des Regierungsvertreters Dr. Almstedt, der mit dem Bauamt der Stadt über die räumlichen Voraussetzungen für den naturwissenschaftlichen Unterricht sprach, wurden im nächsten Schuljahr provisorische Fachräume eingerichtet. Die heute noch benutzten Chernieräume konnten erst mit Schuljahresbeginn 1954 in Betrieb genommen werden. Ähnlich waren die Schwierigkeiten im Physik- und Biologieunterricht. Herr Todtenhaupt hatte im Fach Biologie nur ein altes Lehrbuch, den „Schmeil”, zur Hand. Stopfpräparate, Skeletteile, Gehirne und Fossilien mussten von den Eltern gespendet werden. Bildtafeln wurden von der Schule selbst angefertigt (Hartmann 1968.5. 49). Da noch ein Biologieraum fehlte, mussten diese Materialien auch bei Regen- und Schneewetter über den Hof in den nächsten Klassenraum getragen werden. Bis zu einer befriedigenden Ausstattung der Biologieräume sollten noch fast 20 Jahre vergehen. Die Ernährungslage der Bevölkerung in Watenstedt-Salzgitter hatte sich in diesem Schuljahr noch nicht verbessert. „Geld hatten wir genug, aber wenig zu essen”, erinnert sich ein ehemaliger Lehrer. Nach 1945 waren 300 Milliarden Reichsmark in Umlauf, die aber nur von geringem Wert waren. Seit 1936 hatte das NS-Regime zur Finanzierung der Kriegsvorbereitung und später zur Kriegsführung die Notenpresse in Anspruch genommen und damit die Währung ruiniert. Da das Geld nur noch wenig wert war, spielten sich große Teile des Handels auf dem Schwarzmarkt ab. Auf Lebensmittelkarten waren nur wenige Nahrungsmittel zu erhalten, zumal die Bauern mit Lebensmittellieferungen zurückhaltend waren. Auf dem Schwarzmarkt wurde Ware gegen Ware getauscht. Auch damalige Schüler tauschten z.B. ihre Briefmarken gegen Kekse oder Schulbrote ein. Das große Geschäft machten aber nicht sie, sondern Schieber und organisierte Schwarzmarktbanden. Am spektakulärsten in Watenstedt-Salzgitter war damals ein erst nach der Währungsumstellung von 1948 aufgeflogener Fleischschieberring, der in den Jahren seit Kriegsende 40 Tonnen Fleisch- und Wurstwaren auf dem schwarzen Markt verschachert hatte. Die 30 000 Bewohner Lebenstedts hätten davon drei bis vier Monate versorgt werden können (Ehrhardt 1991, 5. 71).
1948/49
In 8 notdürftig eingerichteten Räumen warten 11 Klassen auf 9 Lehrer! Gründung des Elternrates.
Das Schuljahr 1948/49
Flüchtlingslehrer; Abwehr von Reformen, britische „Re-education-Politik”
Am 20. Juni kam die mit Ausnahme von Schiebern und Schwarzmarkthändlern von allen lang erwartete Währungsreform. An die Stelle der „Zigarettenwährung” trat nun die D‑Mark. Für Studienrat Lukasiewicz, der verschiedentlich als Schiedsrichter bei Fußballspielen der Oberschüler in deren Freizeit fungierte, hatten diese z.B. in den Jahren 1946/47 „als Äquivalent” einige Zigaretten „organisiert”, die für Tauschgeschäfte von hohem Wert waren (Gödeke 1993, 8.1). Die Reichsmark wurde außer Kurs gesetzt und zunächst in 40 DM und im September in 20 DM pro Kopf umgetauscht. In den Umtauschstellen in Lebenstedt halfen auch Schüler der Oberschule mit. Mühsam Erspartes wurde fast wertlos. Große Teile der Bevölkerung mussten jetzt die Kriegsfinanzierung der Nationalsozialisten nachträglich mittragen. Sparer und sozial Bedürftige in Watenstedt-Salzgitter, besonders die zahlreichen Flüchtlinge, die fast alle ihre Habe verloren hatten, waren die Hauptbetroffenen, unter ihnen waren auch viele Lehrer der Oberschule, während Schuldner und Besitzer von Sachwerten von dieser Reform profitierten. In den Geschäften gab es nach der Geldumstellung wieder die lange vergeblich gesuchten Waren zu kaufen, die der Handel in Erwartung des neuen Geldes gehortet hatte. Die Mutter eines ehemaligen Schülers ging mit ihren Kindern, obwohl deren Bekleidung dürftig war, von dem neuen Geld erst einmal Torte essen. Das Lebensmittelangebot für die Bevölkerung wurde nun besser, zugleich stiegen aber die Preise stark an. In Watenstedt-Salzgitter kam erschwerend hinzu, dass der vor der Währungsreform mühsam stabilisierte Arbeitsmarkt zusammenbrach, da eine Reihe junger Betriebe wegen Geldknappheit schließen mussten. Vor allem aber die verstärkten Demontagen von Betriebsanlagen der Reichswerke führten zu einem erheblichen Anstieg der Arbeitslosenzahl. Eine neue „Armutsbevölkerung” entstand, die nach Auffassung des Gesundheitsamtes „kaum in der Lage war”, sich „das tägliche Essen zu kaufen.” (Ehrhardt 1991, S.74) In den Reichswerken war auf Befehl der Militärregierung 1945 die Produktion eingestellt worden. Nur die Stahlwerke Braunschweig reparierten Eisenbahnwaggons und Lokomotiven der Reichsbahn. Der Erzbergbau förderte zwar Erze, die ins Ruhrgebiet transportiert wurden, ansonsten wurde in der Hütte nur inventarisiert und gewartet. Anlagen, die im Krieg aus den besetzten Ländern geraubt worden waren, wurden demontiert und an diese Länder zurückgegeben. Seit 1949 wurden die Demontagearbeiten verstärkt, weil die Briten in den Reichswerken, die im Krieg ausschließlich Rüstungsgüter produziert hatten, weiterhin eine Gefahr sahen. Deshalb sollten diese Werke nun „entmilitarisiert” werden, während die Arbeiter um ihre Arbeitsplätze bangten. Sie begannen, sich gegen die Demontagearbeiten zu wehren, zumal auch deutlich war, dass die Briten einen unliebsamen Konkurrenten für die eigene Industrie loswerden wollten. Seit dem Schuljahr 1948/49 besaß die Lebenstedter Oberschule erstmals ein eigenes Gebäude. Eine der zwei Steinbaracken, deren Bau 1943 begonnen, wegen Materialknappheit aber nicht fertiggestellt werden konnte, wurde, obwohl sie noch nicht bezugsfertig war, kurz vor der Währungsreform bezogen. Die Ausstattung mit Schulmöbeln besorgte auf Kosten des Schulamtes die Tischlerei der Stahlwerke Braunschweig. Drei neue Klassenräume wurden dadurch gewonnen. Acht Räume waren nun für 11 Klassen vorhanden, die von 16 Lehrkräften unterrichtet wurden. Neu ins Kollegium eingetreten waren : Herbert Oertel, Hans Pfüller, Heinrich Thiel, Margarete Witte, Erdmute Koppe und Hans Nipp. Erstmals konnte jetzt Kunstunterricht erteilt werden, der in der neuen Steinbaracke einen Raum mit etwas größeren Tischen und einem Schrank bekam. Vor der Währungsreform musste Herr Oertel wegen der Papierknappheit mit Altpapiersäcken nach Braunschweig fahren, um Zeichenblöcke einzukaufen. Nun wurde es mit der Beschaffung von Zeichenmaterial besser, wenn auch die Qualität noch schlecht war (Oertel 1968.5.50). Auch regelmäßiger Sportunterricht konnte nach der Einstellung von Herrn Thiel und Herrn Nipp stattfinden, obwohl die Oberschule keine eigene Halle hatte und auf die Mitbenutzung der Turnhalle der Boelcke-Schule angewiesen war. Dort konnten 14 Stunden für die Jungen unterrichtet werden. Laufübungen wurden auf Feldwegen durchgeführt. Da die Schule damals noch keine Sportlehrerin besaß, hatten die Mädchen keinen Sportunterricht. Die Klagen der Eltern darüber waren Legion. Das galt auch für das Fach Nadelarbeit. Dieser unhaltbare Zustand sollte sich erst 1950 durch die Einstellung von Frau Juckel ändern. Am 1.6.1948 wurde Frau Raithel „in Anerkennung ihrer Verdienste um den bisherigen Aufbau der Schule” vom Personalamt der Stadt Watenstedt-Salzgitter zur Oherstudienrätin ernannt. Die Oberschule hatte sich inzwischen bis zur 10. Klasse entwickelt. An der Oberschule in Lebenstedt waren zu dieser Zeit, nachdem alle Bücher nationalsozialistischer Prägung aussortiert worden waren, kaum Bücher vorhanden. Der Bedarf an Büchern war groß, da fast alle Lehrer Flüchtlinge waren, die ihre eigenen Bibliotheken verloren und keine Vorbereitungs- und Lehrmaterialien zur Hand hatten. Dr. Grosser baute in diesen Jahren eine bescheidene Lehrerpräsenz- und Ausleihbibliothek auf, die zunächst das Notdürftigste wie Konversationslexika, Wörterbücher, Klassikerausgaben, Grammatiken usw. enthielt. Nach und nach wurden auch Fachzeitschriften und ausländische Zeitungen abonniert. Diese Anschaffungen wurden vom Schulamt bezahlt (Grosser 1951, 8.18 if). Besonders dringlich war bei der schlechten wirtschaftlichen Lage vieler Familien die Einrichtung einer Schülerhilfsbücherei, die von Frau Koppe eingerichtet und geleitet wurde. Später übernahm sie Hans Pfüller viele Jahre lang. Die Eltern unterstützten diese Bibliothek. Weihnachten 1950 bekam die Schule vom Schulverein 50 neue Bücher geschenkt (Koppe 1951, 8.21). Damit standen für die Schüler 200 Bücher bereit, die eifrig ausgeliehen wurden. Im Schuljahr 1948/49 existierte aber noch kein Schulverein. Über die Mentalität damaliger Lehrer schrieb Karl Springer in der Sprache dieser Jahre: „Viele kamen aus dem Schaffen des Daseins, alle mit Dank gegen die Fügung, alle mit dem Willen zur Arbeit, meist sind es Ausgewiesene, Heimatlose, und das ist für die hiesigen Verhältnisse wichtig, weil ein „echter Flüchtling” wesentlich geworden ist, er hat gelernt, auf überlieferte Formen, auf alle äußeren Werte zu verzichten” (Springer 1951, 8.16). Die gemeinsame Erfahrung von Mangel und Not schlug sich offenbar positiv in der Zusammenarbeit der Lehrer nieder und erleichterte den Umgang mit dem Provisorium Oberschule, deren Aufbau in einer Zeit erfolgte, in der es an allem fehlte. Springer sah aber auch die Chancen dieser Schule, „trotz der Ungunst der Umstände”. „Es wirkt sich vorteilhaft aus, dass wirklich ein erster Anfang gesetzt werden muss, dass keine unzeitgemäße Schultradition, keine altehrwürdigen Räume mit langen Korridoren, keine Erinnerung an die Zeiten gemessener Förmlichkeit der Disziplin solch schlichtes, unmittelbares Verhältnis von Lehrer zu Schüler, solch gemeinschaftliches Bemühen um Erreichung der Ziele trotz Not und Elend hindern” (Springer 1951, 8.16). Berichte von ehemaligen Schülern, die von älteren Schulen nach Lebenstedt kamen, bestätigen diese Einschätzung, die zumindest für die ersten Jahre nach dem Krieg gilt. Die Lehrer waren z.B. mit ihren umgearbeiteten Uniformteilen ebenso abenteuerlich gekleidet wie ihre Schüler, was offenbar zur Verringerung von Distanzen beitrug. Allerdings spielten auch fragwürdige überkommene Vorstellungen von „Kameradschaft” eine nicht unwesentliche Rolle, besonders bei der Erziehung der Jungen. Es ist nicht erkennbar, dass der Vorteil, von dem Springer sprach, im Sinne einer Reform der Gymnasialpädagogik, die nach den Jahren der NS-Herrschaft nahegelegen hätte und viel diskutiert wurde, ausreichend genutzt worden ist (Leski 1991, 8.26 if). Viele Lehrer wurden erst 1950 von der Stadt Watenstedt-Salzgitter verbeamtet und sehnten sich – nach den bewegten Kriegsjahren – nach Ruhe und standen daher Reformen ablehnend gegenüber. Zudem fehlte es an Lehrern, die von den Universitäten neue Ideen mitbrachten. Auch die Elternschaft wehrte angesichts der unsicheren Arbeitsmarktlage und Zukunftsaussichten ihrer Kinder Veränderungen ab und war auf soziale Besitzstandswahrung bedacht. Dennoch gab es auch eine Reihe von Lehrern an der Oberschule, deren Pädagogik einer sinnvolleren Zukunft mit größerer Chancengerechtigkeit zugewandt war. Anregungen dieser Art kamen auch von den britischen Erziehungsoffizieren und Residents of Watenstedt-Salzgitter, die die Schule besuchten. Die englischen Offiziere, die oft selbst Lehrer waren, kontrollierten, inwieweit sich die Schule in ihren Unterrichtsmethoden und Inhalten demokratisch entwickelte, und hospitierten in einigen Klassen. Im September 1948 war Ms. Gades von der Education Brauch („Erziehungsabteilung”) des britischen Hauptquartiers in Braunschweig an der Schule zu Gast. Bekannt ist auch, dass Mr. Macinwre, ein schottischer Lehrer, verschiedentlich in einigen Klassen in englischer Sprache über das politische und gesellschaftliche Leben in England unterrichtete. Zu dieser Zeit beschränkte sich aber die britische Re-education-Politik nur noch auf die Beobachtung, ob sich die Schulen nach demokratischen Grundsätzen entwickelten. Als Machtfaktor für Schulreformen spielten die Briten keine Rolle mehr. Später, nach der Verabschiedung des Grundgesetzes, war der Staat auf der Grundlage von Artikel 131 verpflichtet, Lehrer, die Laufbahnbeamte gewesen und aus politischen Gründen entlassen worden waren, wieder einzustellen, was keineswegs zur Stärkung demokratischer Auffassungen in der Schule und zu deren Reformfreudigkeit beitrug. Frau Raithel hatte von Anfang an, nicht zuletzt weil sie studierte Anglistin war, großen Wert auf gute Kontakte zu den britischen Residents in Watenstedt-Salzgitter gelegt und dabei manche Unterstützung der Schule seitens der Briten erreichen können. Viele Jahre korrespondierte sie z. B. noch mit der Gattin des Resident Mr. Vaughan. Dieser bemühte sich besonders darum, den Schülern nach den Jahren der Naziherrschaft wieder die „europäische Kultur” nahezubringen. Er lud einige von ihnen z. B. zum Tee oder nach Braunschweig ins Theater ein. Eine Schülerin erzählt, dass sie damals ihr bestes Kleid anzog. Anschließend waren die Schüler in Vaughans Wohnung in Wolfenbüttel zum Essen eingeladen. Ehemalige Schüler erinnern sich gern an den freundlichen Mr. Vaughan, der vom Februar 1949 bis Ende Sommer 1950 Resident of Watenstedt-Salzgitter war. Er schrieb 1962 über seine Zeit in Watenstedt-Salzgitter: „Kurz gesagt war es meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass die in dieser Zeit für die Kontrolle und Regierung von Westdeutschland festgelegten Richtlinien in dem Gebiet eingehalten wurden, für das ich verantwortlich war. Ich erreichte dies durch engen Kontakt mit den Örtlichen Behörden, durch Dr. Höck und den Stadtdirektor Seibt (Vaughan 1962)”. Zu Vaughans Aufgaben gehörte es, die Entwicklung einer demokratischen örtlichen Verwaltung, der Parteien, Schulen usw. zu „überwachen”. In seine Amtszeit fällt auch der Höhepunkt der Demontageauseinandersetzungen.
1949/50
Erster Abschluss (10. Klasse!) 13 Klassen in 8 Räumen, aber erstmals fast volle Unterrichtsversorgung (32 Wochenstunden!), in einer 7. und 8. Klasse kann sogar Latein angeboten werden. Gründung des Schulvereins. Einführung des 13. Schuljahres, daher findet 1953 kein Abitur statt.
50er Jahre
1950/51
Erstes Abitur an dieser Schule. Das Kollegium besteht nun aus 21 Lehrern und 4 nebenamtlichen Lehrkräften, so dass sogar die ersten mehrtägigen Wanderfahrten stattfinden.
1951/52
18. August: Grundsteinlegung zum 1. Bauabschnitt.
23. Oktober: Richtfest.
1952/53
Bezug des 1. Bauabschnitts durch 513 Schüler.
Sommer: Grundsteinlegung des 2. Bauabschnitts!
30. September: Frau Raithel gibt die Leitung der Schule ab
1. Oktober: OStD. Dr. Korn neuer Leiter der Schule.
16. Dezember: Richtfest des 2. Bauabschnitts. Mit Hilfe des Kollegiums kommt allmählich die SMV-Arbeit in Gang.
Das Schuljahr 1952/53
In den Osterferien 1952 waren die Abschlussarbeiten für den ersten Bautrakt der neuen Schulgebäude in grosser Eile beendet worden, so dass am ersten Schultag nach den Ferien die Einweihung erfolgen konnte. Zahlreiche Gäste waren erschienen, darunter als Regierungsvertreter Oberschulrat Dr. Hesse, Angehörige der Stadtverwaltung, des Rates und des Elternbeirates. Im Beisein der Schülerschaft und des Kollegiums übergab Oberbürgermeister Dr. Höck der Schulleiterin den Schlüssel zu dem „stattlichen Gebäude”. Im grössten Klassenraum fand eine Feierstunde statt. Vier neue Klassenräume konnten in Betrieb genommen werden. Die Eingangshalle wurde, was damals durchaus als Fortschritt empfunden wurde, als Geschäftszimmer für die Sekretärin, Frau Hofmann, und die Schulleiterin eingerichtet. In einer der Steinbaracken entstanden provisorische Fachräume für Biologie, Zeichnen und Werken. Immer noch fehlten aber eine Turnhalle und eine Aula für Gemeinschaftsveranstaltungen. Die Lehrerbibliothek war weiterhin dürftig ausgestattet. Für den Erdkundeunterricht waren keine Karten und für den Biologiennterricht kaum Anschauungsmaterialien vorhanden. Auch in diesem Schuljahr war wie in den Jahren zuvor eine starke Fluktuation der Schülerschaft zu beobachten. 80 Abmeldungen und 175 Schülerzugänge wurden notiert. Darin kam zum Ausdruck, dass vor allem Flüchtlinge, die nicht in den Arbeitsprozess integrierbar waren, das Stadtgebiet wieder verließen, andererseits aber auch Fachkräfte für die Industrie zuzogen. Die außerunterrichtlichen Aktivitäten nahmen in diesem Schuljahr weiter zu. Dichterlesungen, Theater- und Filmvorführungen, musikalische Veranstaltungen, Vorträge von Kommunalpolitikern fanden statt. Einmal sprach ein Professor Freiherr von Richthofen in der neugebauten Mittelschule über die „Wiedervereinigung Deutschlands mit den Ostgebieten”, wozu auch die Lehrer und Oberstufenschüler eingeladen waren. Das Klassenblatt der 9b, das von Werner Schnorr herausgegeben und viel an der Oberschule gelesen wurde, berichtete, dass sich Herr von Richthofen für den Wiederanschluss der Ostgebiete an Deutschland aussprach. Er begründete dies unter anderem so: „Der Osten sei teils 130 Jahre, teils nur 28 Jahre ‚de iure’ Heimat der Slawen gewesen. Alle anderen Behauptungen seien ‚romantischer Wahn und brutale Machtgier in trauriger Kreuzung’. Außerdem könne man Rechtsansprüche auf ein Land nicht nach den Ureinwohnern entscheiden.” Das Klassenblatt meinte am Schluss: „Dieser Vortrag war eine wertvolle Ergänzung zum Gemeinschaftskundeunterricht.” Im Sommer 1952 war auch die Grundsteinlegung für den zweiten Bautrakt (heute Chemietrakt), am 16. Dezember wurde das Richtfest gefeiert. Darüber schrieb das Klassenblatt der 9b: „Am Anfang sang der Schülerchor ‚Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre’. Herr Swoboda als Vertreter des Oberbürgermeisters sagte in seiner Rede, dass auch durch diesen Neubau ein Beweis für das Leben unserer Stadt gebracht sei; außerdem hat er allen Mitarbeitern für ihre Arbeitsbereitschaft seinen Dank ausgesprochen, doch sein größter Dank galt Gott, denn ihm allein ist das Gelingen aller Dinge anheimgestellt. Am Schluss seiner Ansprache äußerte Herr Swoboda noch drei Wünsche: 1.) der Geist der Wissenschaft möge in diesem Hause leben. 2.) der Geist der Lebensfreude soll für alle Zeiten alle Räume erfüllen. 3.) möge Gottes Segen auf allen guten Taten ruhn. Nach diesen Worten leerte er auf das Wohl unserer Schule ein Glas Branntwein und schlug den letzten Nagel ins Gebälk.” Dieser heute wohl nicht ohne Schmunzeln zu lesende Bericht der Schüler hatte aber durchaus einen ernsten Hintergrund. Schüler, Lehrer und Eltern empfanden den Neubau einer Schule nach den Jahren von Not und Elend als Zeichen der Hoffnung und einer beginnenden besseren Zeit. Das zeigen auch vergleichbare Berichte über andere Schulen. Im Herbst 1952 wurde die noch immer ungelöste Frage der Besetzung der Oberstudiendirektorenstelle abgeschlossen. Vier Bewerber waren vom Oberschulausschuss der Stadt Salzgitter in die engere Wahl gezogen worden. Am 15.8.1952 mussten sie sich dem Ausschuss persönlich vorstellen, der dann Frau Raithel und Studienrat Dr. Korn aus Iburg bei Osnabrück noch einmal auswählte. Am Ende stimmte der Oberschulausschuss mit Mehrheit für Dr. Korn und gab dem Rat der Stadt die Empfehlung, diesen zum Leiter der städtischen Oberschule zu berufen, was der Rat am 19.8.1952 beschloss. Dr. Max Korn, der von 1952 bis 1957 Leiter der Oberschule in Lebenstedt war, stammte aus Tettau in Oberfranken und hatte in München, Jena, Berlin und Oxford Englisch, Deutsch und Geschichte studiert; 1933 promovierte er. Ein Jahr später legte er seine Assessorenprüfung ab. Von 1947 bis 1951 war er Studienrat am Niederdeutschen Landerziehungsheim in Marienau. 1951 wurde er wieder in den Staatsdienst übernommen und war bis zu seiner Ernennung zum Oberstudiendirektor in Lebenstedt Studienrat an der staatlichen Heimoberschule in Iburg im Kreis Osnabrück. Die Gründe für die Wahl von Dr. Korn sind mangels weiterer präziser Informationen kaum einschätzbar. Im Kollegium waren die Meinungen sehr geteilt. Viele Lehrer konnten sich nur schwer vorstellen, unter der Leitung einer alleinstehenden Frau ihren Dienst zu verrichten, zumal der strenge Führungsstil von Frau Raithel, die viel von sich und anderen erwartete, manchem ein Dorn im Auge war. Andere wiederum wünschten sich Frau Raithel weiterhin als Leiterin, die in den ersten neun Jahren der Schule ihr grosses Organisationstalent unter Beweis gestellt hatte. Die Zeit vom 1.10.1952 bis zum 31.3.1953 musste Frau Raithel wegen ihres Hüftleidens im Krankenhaus verbringen. Sie kehrte nicht mehr an die Schule zurück und wurde stellvertretende Leiterin ihrer alten Schule „Kleine Burg” in Braunschweig. 1957 wurde ihr, auch in Anerkennung ihrer Verdienste um den Aufbau der Lebenstedter Oberschule, die Leitung der „lna-Seidel-Schule” in Braunschweig übertragen. Der Übergang in der Schulleitung an der Oberschule in Lebenstedt vollzog sich reibungslos, wie der in freundlichem Ton gehaltene Briefwechsel zwischen Frau Raithel und Dr. Korn zeigt. Am 1.10.1952 wurde Dr. Korn in sein neues Amt eingeführt. Einen Tag später stellte er sich der Schülerschaft vor und bat um ihr Vertrauen. Die Schüler der 9b kommentierten dies so: „Auf die Schüler schien Dr. Korn einen guten Eindruck gemacht zu haben. Man sah ihnen die Freude und Zustimmung an. Sie schenkten ihm gewiss ihr Vertrauen, dem neuen Schülervater.” Der neue Schulleiter stand sofort vor dem Problem einiger wichtiger Veränderungen, die sich aus der Wiedereinführung des 13. Schuljahres ergaben. Nach der neuen Reifeprüfungsordnung sollte die Anzahl der Prüfungsfächer zugunsten einer stärkeren Spezialisierung in der 13. Abschlussklasse verringert werden, was zur Folge hatte, dass nun ein Vorabitur in Klasse 12 stattfinden musste. Am 5.3. wurde das schriftliche und am 31.3.1953 das mündliche Vorabitur abgehalten. Diese neue Regelung bestand bis zur Einführung der Sekundarstufe II im Jahre 1975. Weil in diesem Jahr das Abitur ausfiel, stieg die Schülerzahl im nächsten Schuljahr auf 608 Schüler an. Schon damals begannen die ersten Überlegungen zur Errichtung eines zweiten Gymnasiums in Lebenstedt, das aber erst 1968 vor allem von Herrn Koop durchgesetzt werden konnte. Aus dem Schuljahr 1952/53 liegen erstmals schriftliche Quellen vor, die sich im Klassenblatt der 9b finden lassen, in denen die Schüler einige ihrer Lehrer beschreiben. Dabei ist aber zu bedenken, dass diese Beschreibungen nicht klassenintern blieben, sondern öffentlich wurden und deshalb nicht alle Gedanken der Schüler enthielten, die Lehrer nicht unbedingt etwas angingen. Es ist gut, damals wie heute, wenn Lehrer nicht so ganz genau wissen, was Schule wirklich ist. Immerhin erlauben die Berichte eine Annäherung an den Schulalltag. Mit Herrn Pfüller, der neben Deutsch und Geschichte auch Erdkunde unterrichtete, unternahmen die Schüler große Weltreisen, „also wo wir schon überall waren, da kommt ihr bestimmt nicht mit. Wir kennen den strengen Monsun Indiens, sind mit den Wassern aller grossen Ströme gewaschen und weilen zur Zeit in den Urwäldern des Amazonas. Heiss brennt die Äquatorsonne und wir schwitzen…, denn die Stunde will nicht enden. Aber wenn Herr Pfüller das wüßte, oh je, er würde uns wahrscheinlich für geographisch unreif halten, aber vielleicht sind wir es auch (manchmal).” Herbert Qertel beschrieben seine Schüler so: „Herr Oertel versucht uns mit der Welt der Schrift vertraut zu machen. Da sitzen wir und malen wie ABC-Schützen einen Buchstaben nach dem anderen in gotisch, antiqua usw. Auch über die Gesetze der abstrakten Abmalerei sollen wir einmal Bescheid wissen können. So vergeht die Zeit und wir plagen uns mit diesen Dingen, obwohl wir bei diesem Sonnenschein doch lieber turnen und springen möchten.” Den Sportunterricht von Frau Juckel stellten die Schüler sogar in einem Gedicht dar: „Im Kreise die Arme schwingen geschwind wie Räder. Leicht tänzeln die Beine im Rhytmus der Trommel. An der Geräte hohen Stangen klettern Geübte. Mutig mit Lachen, purzeln, rollen, richten sich auf wie Katzen. Scheint hell die Sonne und warm, laufen wir flink in des Sommers Wärme zum Wasser (1), glitzernd von Ferne, zu schwimmen durch silbrige Flut. In des Winters Leid, kalt, eisig, weiss laufen geschwinde wir auf Brettern so leicht, sausen hinab in des Tales Weite von Höhen steil (2), tollen ausgelassen mit ihr herum und turnen.” Zur Interpretationshilfe sei angemerkt: 1 Wasser: das neue Lebenstedter Freibad: 2 Höhen steil: Skifreizeit in Altenau im Harz. Herr Todtenhaupt fragte im Chemieunterricht nach der Formel für „Trimethylphenylammoniumhydroxyt, und das war noch nicht das schwerste”. Professor Krzyzewski, Bohemien, Künstler, Musiklehrer, „setzte sich stets dafür ein, uns große Notenkenntnisse zu verschaffen. Und das mussten wir dann intus haben. Nun, von Monat zu Monat erweiterte sich auch unser Liederschatz: Auf du junger Wandersmann bis Ende, du sollst frei sein.” Karl Springer „verstand es auf feinste Weise, uns eine Freude an Gedichten und Novellen abzugewinnen.” Der Lateinunterricht bei Herrn Wendebourg lief so ab: „Welche Vokabeln waren auf?”. Im Buch Seite 85 – 86, im neuen Seite 96 – 97.’ Er zückt sein blaues Büchlein und sucht sich sein Opfer heraus.” Wenig später ging Herr Wendehourg in der Klasse auf und ab, so dass die Schüler beim Abgucken aus dem Buch ihre Schwierigkeiten hatten. „Aber schließlich hat man unter der getreuen Hilfe des Nachbarn und der Umgebung eine ganz nette Note geschafft.” Das Übersetzen begann. Der Ablativus absolutus bereitete wie immer große Probleme. „Geduldig erklärt er zum x- ten Male”. Dann ging Herr Wendebourg zu den „deutschen Übungssätzen weiter: ‚Satz 1 – 6 zu Hause schriftlich. Bitte jetzt schon anfangen!” Herr Nipp war „in Mathe und Physik ein Meister. Da hetzt er unsre Lebensgeister. Ruhe dahinten. Manchmal müssen wir uns Phrasen wie faule Bande… unlogisch… gefallen lassen.” Die Schüler halfen Herrn Nipp beim Einzug in seine neue Wohnung in Lebenstedt IV, schossen im Unterricht mit Papier auf ihre Mitschüler („Manchmal kehrte ein Gummiband vom Feindflug nicht zurück”), wunderten sich nicht über die Pfützen in ihren Barackenklassen nach starken Regengüssen, ärgerten sich darüber, dass ein Lehrer mit einer Kollegin auf dem Rücksitz auf dem Schulhof Motorrad fuhr, was klar gegen § II, Abs. 10 der Schulordnung verstiess, schlitterten im Winter auf den zugefrorenen Wasserlachen des Schulhofes, spielten vor Weihnachten 1952 vor den Kranken des Tbc-Krankenhauses in Salder kleine Theaterstücke, machten nicht immer ihre Hausaufgaben, feierten Klassenfeste mit Gedichten, Sketchen und Tanz waren als Oberschüler manchmal allzu snobistisch und traten am Ende des Schuljahres 1952/53 trotz Regens und Kälte auf dem Schulhof zum Appell an und lauschten den Worten ihres Direktors Dr. Korn. Dieser führte aus, „dass die Stadt Salzgitter jährlich Tausende von D‑Mark ausgibt, um uns den Schulbesuch zu ermöglichen. Sie verlangt dafür als Gegenwert Leistung und den Willen zu lernen.”
1953/54
Ansätze zu einer Schülerzeitung gingen von der 9b und 10m aus (Vorläufer des „Kranich”). 608 Schüler tummeln sich in 19 Klassen mit 35 Lehrkräften, von denen trotz völlig neuer Stundentafel der gesamte Pflichtunterricht erteilt wird.
Herbst: Bezug des 2. Bauabschnitts mit provisorischen Zeichen- und Werkräumen.
25. – 27. September: 10-Jahres-Feier, bei der die inzwischen entstandenen Chöre und das Orchester für kulturelle Untermalung sorgten (zugleich Einweihung des 2. Bauabschnittes).
Das Schuljahr 1953/54
Noch am 26. April 1952 harte die Elternschaft der damaligen Klasse 12 gegen die Einführung des 13. Schuljahres mit dem Hinweis auf die Überalterung ihrer Kinder, deren Durchschnittsalter, bedingt durch die Kriegs- und Nachkriegsereignisse, 20 Jahre betrug, und auf das Schulgeld, das einige Eltern nur schwer aufbringen konnten, beim Kultusminister Voigt, wenn auch ohne Erfolg, protestiert und um eine Übergangsregelung gebeten. Mit der weiteren Konsolidierung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Salzgitter-Gebiet blieb dieses Jahr der Protest aus.
Weitere Lehrer wurden benötigt. Neu an der Schule waren mit diesem Schuljahr Herr Junge, an den noch heute das Wandbild am Giebel der Aula erinnert, Dr. Hellwig und Herr Schesmer.
Immer noch fehlten geeignete Fachräume für Zeichnen, Werken und Nadelarbeit. Frau Juckel wünschte sich damals einen Hubschrauber für den Transport der Nähmaschinen von einem Klassenraum in den anderen. Immerhin bestanden inzwischen unter Leitung von Professor Krzyzewski ein Schulchor von 28 Sängern, ein „Knabenchor” von 43 und ein Mädchenchor von 52 Teilnehmern. Um die Schüler an den Instrumentalunterricht heranzuführen, wurde ein privater Violinlehrer verpflichtet, der gegen ein geringes Honorar Geigenunterricht an der Schule erteilte.
Das neue Schuljahr brachte über den Schulalltag hinaus eine Reihe von wichtigen Schulveranstaltungen. Besonders eindrucksvoll war die Feier zum 45jährigen Dienstjubiläum von Karl Springer, die in der Turnhalle der Schölke-Schule stattfand. Das Klassenblatt der 10m bemerkte dazu: „Wie wenige nur sind 45 Jahre in ihrem Beruf tätig. Dies können wir mit gutem Recht von Herrn Springer sagen, der durch seinen Beruf als Lehrer und Erzieher der Jugend zu einer von uns allen geliebten Persönlichkeit geworden ist. Möge dieses Leben allen, die geringschätzig über den Beruf des Lehrers denken, ein Beispiel sein.”
Dr. Korn für die Lehrer, Dr. Höck für die Stadt, Herr Pirsig für die Eltern und Heino Uthoff für die Schüler dankten Karl Springer für seine pädagogische Arbeit. Es war 1953 noch etwas Besonderes, dass ein Schüler auf einer offiziellen Veranstaltung der Schule sprechen durfte, da noch keine Schülermitverwaltung (SMV) bestand und die Mitwirkung der Schüler sich auf fragwürdige „Ordnungsdienste” in den Pausen beschränkte. Heino Uthoff wusste, dass Karl Springer einmal das Tischlerhandwerk erlernt harte und verglich in seiner Rede die Tätigkeit eines Tischlers mit der eines Lehrers. Im Unterschied zu den Werkstücken könnten Schüler aufstehen, sprechen und Dank sagen für die Arbeit, die ein Lehrer für sie erbracht habe.
Aus allen Reden „sprach Verehrung für Herrn Springer.”
„Als letztes hat unser Herr Springer mit nahegehenden Worten über sein Leben und seinen Beruf gesprochen. Wohl kaum einer von uns ist von diesen Worten nicht tief beeindruckt gewesen”, schloss das Klassenblatt seinen Bericht. Einige Oberstufenschüler waren aber von der Rede Springers überrascht, wenn nicht gar enttäuscht. Dieser Pädagoge bedankte sich fast demütig bei der Stadt Salzgitter dafür, dass er nach der Flucht aus Schlesien wieder eine Stelle bekommen hatte und als Lehrer arbeiten durfte. Ohne die Erfahrung, dass nach dem Verlust der Heimat der Kindheits- und Jugendjahre Arbeit eine neue Heimat schaffen kann, fragten sich manche Schüler, wer hier eigentlich wem zu danken habe. Heute denken sie über Springers Worte anders.
Im Herbst 1953 konnte die Lebenstedter Oberschule den nunmehr fertiggestellten 2. Bauabschnitt (heute Chemietrakt usw.) einweihen, obwohl die neuen Chemie- und Physikräume wegen Geldmangels der Stadt erst mit dem Beginn des nächsten Schuljahres in Betrieb genommen werden konnten. Dafür besaß die Schule nun aber im Keller dieses Traktes einen Werk- und Nadelarbeitsraum und einen provisorischen Zeichensaal. Außerdem kamen zwei neue Klassenräume und ein als Behelfsklassenraum benutzbarer Lehrmittelraum hinzu. Viele Klassen hatten aber weiterhin Unterricht in den Baracken, besonders die weniger disziplinierten.
Verbunden mit der Einweihung des Neubaus war eine Feier zum 10jährigen Bestehen der Oberschule, die mit einer Ausstellungseröffnung am 25. September 1953 begann. Frau Juckel hatte mit ihren Schülerinnen die Klassenräume im ersten Neubautrakt in mühevoller Arbeit ausgeschmückt. „Die Tafeln sind mit Stricksachen oder Decken verkleidet, die Stühle haben durch hübsche Kissen an freundlichem Aussehen gewonnen und die Tische erkennt man unter Decken und Vasen, den Kleidern und Handarbeiten nicht wieder”, bemerkte das Klassenblatt der 10m.
Im zweiten Bautrakt waren Zeichnungen, Scherenschnitte, Aquarelle, Transparentarbeiten, Falt‑, Klebe- und Stroharbeiten ausgestellt, die, „um die Wände der neuen Räume nicht zu beschädigen”, von den Kunsterziehern Oertel und Junge und ihren Schülerinnen und Schülern an Fäden aufgehängt oder auf Tischen ausgebreitet worden waren. Photographien zeigten das Sport- und Wanderleben der Schule. Auch selbstangefertigte Bildtafeln aus dem Biologieunterricht waren zu sehen.
Am Abend des 25. September fand in der Turnhalle der Schölke-Schule ein Musikabend unter Leitung von Prof Krzyzewski mit Werken von Mozart, Bartok, Orff usw. statt, und am nächsten Abend führte die 13. Klasse unter Regie von Konrad Mewes in einer fast dreistündigen Aufführung im Saal des Gästehauses der Reichswerke den „Kreidekreis” von Klabund auf.
Am Vormittag des 27. September, einem Sonntag, war die Prominenz Salzgitters ins Gästehaus eingeladen worden. Oberbürgermeister Kurt Rißling überbrachte als Geschenk der Stadt einen Scheck für einen neuen Flügel, und der Schulvereinsvorsitzende Dr. Steinmetz überreichte einen Scheck als ersten Baustein für ein Schullandheim der Oberschule, das später in Clausthal-Zellerfeld im Oberharz gekauft wurde. Am Abend fand ein Ball im Gästehaus statt.
Nach den Festlichkeiten ging der Schulalltag weiter. In den folgenden Jahren stieg die Schülerzahl rapide an. Die Zeit, in der Salzgitter „ein grosser Wartesaal für Durchreisende” war, ging allmählich zu Ende. Die Bevölkerungszahl vergrößerte sich, weil die Menschen Vertrauen in die Zukunft der Stadt gewannen, obwohl die Gemeinde nach wie vor mit „Nothaushalten” wirtschaften musste und auf überörtliche Hilfe angewiesen war.
Im Jahre 1957 zahlte die Salzgitter AG erstmals Gewerbeertragssteuern. Damit war es zum ersten Mal möglich, den Haushaltsausgleich aus eigenen Mitteln zu finanzieren.
Seit dem 19.5.1954 war die Lebenstedter Oberschule eine staatliche Schule. Die Lehrer wurden Landesbedienstete. Das Land Niedersachsen zahlte nun die Gehälter, was den Haushalt der Stadt nicht unerheblich entlastete. Sie blieb aber als kommunaler Träger der Schulen weiterhin für alle Baumaßnahmen zuständig, bis heute.
Die Ausstattung der Oberschule mit Räumen war immer noch völlig unzureichend. Als Vorsitzender des Personalrates schrieb Herbert Gertel 1956 über die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte an Stadtschulrat Mauss: „Viele Erkrankungen der Lehrkräfte sind auf den Unterricht in den Baracken zurückzuführen. Besonders im Winter ist die Gesundheit der Lehrer durch die Unzulänglichkeit dieser Räume gefährdet… Alle 45 Minuten muss der Lehrer aus diesen Räumen heraus, um ohne Rücksicht auf die Witterungsverhältnisse einen anderen Klassenraum oder das Lehrerzimmer aufzusuchen. Im Sommer wird die Luft in den Holzbaracken derartig heiß und drückend, dass man weder von Schülern noch von Lehrern eine hundertprozentige Konzentration erwarten kann. Bei Gewittergüssen, bei denen man sonst keinen Hund auf die Strasse zu jagen pflegt, muss der Lehrer zum Gaudium der Schüler über den Hof, damit er den Unterricht aufnehmen kann, weil es ja keinen Flur gibt, der die einzelnen Räume miteinander verbindet. Statt dass der Lehrer gesammelt vor die Klasse tritt, muss er sich mit solchen äußeren Widerwärtigkeiten herumschlagen.”
Die Holzbaracken mussten noch bis 1968 vom Gymnasium Salzgitter-Lebenstedt mitbenutzt werden. Dann zog dort, nach der Teilung, am 2. Februar 1968 das Gymnasium II noch einmal für einige Jahre ein, bis dessen neue Schulgebäude am Fredenberg fertiggestellt waren. Die Schulbaracken haben, so unvollkommen sie waren, für viele Jahre ihren Dienst getan, wobei zu bedenken ist, dass andere Schulen in anderen Städten durch den Luftkrieg ihre Gebäude verloren hatten und lange Zeit an anderen Schulen mit untergebracht werden mussten, meist an den Nachmittagen.
Die ursprünglich nur doppelzügig geplante Lebenstedter Oberschule konnte am 22. Januar 1966 ihren letzten Neubau einweihen. Fast 23 Jahre nach der Gründung einer Oberschule in Lebenstedt war damit der äußere Aufbau dieser Schule abgeschlossen. An pädagogische Diskussionen und Reformen war in diesen Jahren nur wenig zu denken. Die Schulleiter Hans Gransow und später Karl-Hans Koop bemühten sich darum, waren aber durch das „Mammutgebiet” Oberschule, durch Lehrermangel, Kurzschuljahre usw. überaus stark mit organisatorischen Fragen und Aufgaben belastet.
Noch 1968 schrieb Hans Nipp, dass „wegen des Ausmaßes der organisatorischen und verwaltungstechnischen Arbeit die pädagogischen Belange nicht mehr zu ihrem Recht kamen (Nipp 1968, 8.15)”. In den siebziger Jahren konnte der bis dahin grosse Lehrermangel beseitigt und die Sekundarstufe II eingeführt werden (1975).
Seit 1980 werden aber leider nur sehr wenige junge Lehrer eingestellt, die Anregungen und neue didaktische und methodische Ideen mitbringen, die für Schule unersetzlich sind, zumal gerade auch unsere Zeit neue Herausforderungen an die Pädagogik stellt, auf die neue Antworten gefunden werden müssen. Karl Springer schrieb 1951 mit dem Blick auf die Kriegs- und Nachkriegsjahre und deren Problemlage: „Und darum steht man bei der Jugend am günstigsten Platz in Lebenstedt, am Tor der Zukunft.” Damals wurden pädagogische Antworten gesucht, gefunden oder auch nicht gefunden.
Die heutige Schuljugend hat andere Fragen, die sich vor allem auf die Erhaltung der ökologischen Lebensgrundlagen beziehen. Ihr bei ihrer Vorbereitung auf ihre gewiß nicht leichtere Zukunft behilflich zu sein, ist das Bemühen der Lehrer dieser Stadt. Ob diese Hilfe sinnvoll war, muß dem Urteil der Schüler überlassen bleiben.
1954/55
22 Klassen (670 Schüler!) und acht weitere Lehrkräfte gehören nun zu dieser Schule.
01.06.1954: OStR. Nipp wird Stellvertreter des Schulleiters und Planer des Unterrichtes und der Vertretungen.
Neben den Sportfesten, Theaterfahrten, Wanderungen und Besichtigungen trat der Erwerb des Schullandheims als weitere außerschulische Aktion in den Vordergrund.
04.11.1954: Elternabend für den Schulverein.
1955/56
Schülerzahl steigt auf 733 an, ohne dass zusätzliche Lehrkräfte hinzukommen, was neben höheren Klassenfrequenzen auch Kürzungen in den Fächern Musik, Kunst, Werken und Sport bedeutet. Allmählich werden die Skifahrten in den Alpen zu einer weiteren außerschulischen Attraktion dieser Schule. Es findet ferner eine Ausstellung zur „Ostdeutschen Woche” statt.
1956/57
Schulleiter Dr. Korn verläßt die Schule in Richtung Göttingen; sein Vertreter wird zuerst OStR. Nipp, dann Dr. Grosser. 770 Schüler mußten in 24 Klassen weiterhin mit reduziertem Unterrrichtsangebot auskommen bei 35 Lehrkräften (Kürzung: 11,3%). Die Gründung des „KRANICH”, um den sich StR. Müller verdient gemacht hat, bereichert das Schulleben.
01.10.56: Einrichtung eines Vorseminars von Referendaren, welche eine weitere zusätzliche Belastung für Schüler und Lehrer bedeuteten.
15.03.57: Einweihung der Aula.
16.03.57: Verabschiedung Dr. Korns und Abi-Entlassung.
1957/58
14.09.57: Es findet ein Oberstufenfest statt.
04.11.57: OStD. Gransow wird Leiter des Gymnasiums.
Die Schülerschaft setzt sich aus 795 Schülern zusammen, wovon die Mädchen 41,1% stellen. Stundenkürzung liegt bei 12,1%, da nur 37 haupt- und neun nebenamtliche Lehrer zur Verfügung stehen.
1958/59
44 Lehrer unterrichten 828 Schüler. Erwerb des Schullandheims: Das an dem sog. Eulenspiegeler Teich bei Zellerfeld (Harz) gelegene Mühlengrundstück („Fruthsche Mühle”) soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Kaufpreis des Objektes: 35.000 DM.
13.10.58: Am Tag des Baumes pflanzen die 5. Klassen einen Baum.
Im weiteren fallen besonders die Theater und Musikaufführungen der Laienspielgruppen auf. Im Dezember wird erstmals der Turnhallenbau diskutiert.
1959/60
Die konkreten Aufgaben der SMV bestehen im wesentlichen aus (Pausen-) Aufsichten zu den verschiedenen Anlässen. Ausbau des Landheims beginnt. Neben den vielen Aufführungen der Laienspiel- und Musikgruppen fallen besonders auf:
10.12.59: Beginn des Baus der Turnhalle.
10.03.60: NDR sendet ausschnitte der Generalprobe zu Haydns „Schöpfung” im Fernsehen.
10.03.60: Aufführung der „Schöpfung” im Gästehaus.
12.03.60: Abi-Ball.
60er Jahre
1960/61
823 Schüler verteilen sich auf 52 Lehrer.
05.05.60: Schulsprecherwahl
14.05.60: „Frühlingsball” von Schulchor und ‑orchester.
21.05.60 „KRANICH”-Mitarbeiter besuchen eine Tagung der „Jungen Presse” Niedersachsens.
22. u. 28.06.: Schulfeste der 5. – 8. Klassen in Gebhardshagen.
03.10.60: Oberstufenball.
1961/62
Schülerzahl geht bei gleicher Lehrerzahl auf 772 zurück.
Bedeutend für dieses Schuljahr ist der Beginn des Schüleraustausches mit der „North Penn High-School” in den USA.
01.02.61: Offizielle Übergabe des Schullandheims an die Schule.
23.04.61: Aufführung von drei Lustspielen durch die Spielschar der Schüler.
06.09.61 der Niedersächsische Kultusminister, Richard Voigt, besucht das Gymnasium Salzgitter-Lebenstedt
23.09.61: Oberstufenball (mit eigener Schülerkapelle!)
08.02.62: Berlin-Abend in der Aula: „Die Mauer”
10.03.62: Abi-Entlassung und Abi-Ball
1962/63
Zahl der Schüler steigt bei etwa gleicher Lehrerzahl auf 782 an.
18.04.62: Aula Feier der 8. – 13. klassen, K. Busse: „Ein Jahr Austauschschüler in den USA”
21. – 04.62: Gründung des Verbandes der ehemaligen Schüler des Gymnasiums Salzgitter-Lebenstedt
28.05.62: Begrüßung der finnischen Austauschschüler
21.11.62: Ausstellung „Schlesischer Kultur” im Rahmen der „Ostdeutschen Woche”
1963/64
SMV: erste Schülerversammlungen finden statt. Aufgaben: Mitarbeit an der Haus- und Pausenordnung. Betreuung der Austauschschüler, der Abiturienten und des Abi-Balles.
05.04.63: Richtfest für den neuen Klassentrakt
15.08.63: Aula-Feier zur „Berliner Mauer”
03.10.63: Gedenkstunde zum 100jährigen Bestehen des „Roten Kreuzes”
16.10.63: Mitwirken von Schülern an der musikalischen Ausgestaltung der Einweihung des Rathauses in Salzgitter-Lebenstedt
19.10.63: Festball der „Ehemaligen”
10.11.63: Ausstellung „20 Jahre Gymnasium” in der Pausenhalle
1964/65
März; Der Schulträger übergibt den Neubau (heutiger Kunsttrakt) an die Schule!
20.08.64: Kapellenwettstreit von acht Salzgitter-Bands
18.10.64: Elternratssitzung mit Vertretern der Stadt; Thema: Bau eines zweiten Gymnasiums in Salzgitter-Lebenstedt
04.12.64: Aufführung eines von der Kl. 7 L2 im Landheim verfaßten heiteren Spiels für die Klassen 5 – 12
10.03.65: Walter Junge wird 60 Jahre alt
1965/66
818 Schüler 58 Lehrkräfte. In diesem Jahr erfolgt die Einführung der Eingangsstufe an Gymnasien, die den Wegfall der Aufnahmeprüfungen und eine engere Zusammenarbeit mit den Volksschulen mit sich brachte.
29.04.65: Schülervollversammlung mit Schulsprecherwahl
13./15.11.65: Einbruch in die Steinbaracke
15.11.65: Verleihung des Wanderpreises für die beste Schülerzeitung 1964 an das Gymnasium Salzgitter-Lebenstedt („KRANICH”)
21.01.66: Dürrenmatts „Herkules und der Stall des Augias” wird aufgeführt
22.01.66: Offizielle Neubauanweisung. Abschluß der äußeren Gestaltung der Schule
1966/67
KURZSCHULJAHRE! Verbunden damit sind riesige organisatorische Schwierigkeiten, die vor allem im Bereich Unterrichtsversorgung mit einem Fehl von 19% zu Buche schlagen. Die Schülerzahl wächst auf 906 in 37 Klassen. Aus diesen Gründen werden Arbeitsgemeinschaften und Schulheimaufenthalte deutlich eingeschränkt bzw. eingestellt. Bedeutend für diese Jahre war der SCHULLEITERWECHSEL. Im April 1966 (17.04.66) verließ OStD. Gransow die Schule. OStR. Nipp leitete die Schule bis zum Ende des ersten und OStD. Koop (01.12.66) übernahm die Leitung mit dem Beginn des zweiten Kurzschuljahres, welches ihm 1200 Schüler in 44 Klassen bescherte.
1967/68
Am 1. Mai 1968 betrug die Schülerzahl 772 Schüler, die auch nach der Teilung des Gymnasiums in G I (später Kranich-Gymnasium) und G II (später Gymnasium am Fredenberg) noch mit Kürzungen im Unterricht von 18,6% leben mußten.
04.04.68 Beschluß des Rates zur Umbenennung des Gymnasiums in „Kranich-Gymnasium”.
Wander‑, Studienfahrten und Landheimaufenthalte normalisieren sich wieder. Eine Linderung der Raumnot ist aber trotz der Teilung immer noch nicht feststellbar. Wichtig aus Schülersicht: Gründung der Schülerzeitung „Alternative”. In diesem Zusammenhang drohte auch ein mögliches Ende des „KRANICH”.
1968/69
Aufgrund der Raumnot müssen „Wanderklassen” eingerichtet werden. Funktionsräume wurden vom G II mitbenutzt. Die Turnhalle wurde von mehreren Schulen (und Vereinen) sehr intensiv ausgenutzt. Die SMV-Arbeit wurde von APO-Anhängern gestört, normalisierte sich aber bald. In diesem Zusammenhang kam es allerdings zu einem Schulverweis.
1969/70
Weiterhin „Wanderklassen” (3). Trotz der Lehrerknappheit fanden aber wieder eine Reihe von AGs statt. Es entsteht eine Partnerschaft mit einer französischen Schule in der Normandie. Schulische Neuerung war vor allem die Einführung des Sexualkunde-Unterrichtes.
70er Jahre
1970/71
Keine Änderung der Gesamtsituation, die Zusammenarbeit zwischen Schule und SMV scheint gut zu funktionieren.
1971/72
Die Unterrichtsstunden steigen auf eine stattliche Zahl von 270 Wochenstunden an! Sie betrafen vor allem: Religion, Geschichte, Mathematik, Kunst und Sport. Erleichterung gab es durch die Tatsache, dass die Funktionsräume und Turnhalle nicht mehr durch das G II mitbenutzt wurden.
1972/73
Ähnliche Gesamtsituation, 5 Klassen ohne Klassenräume!
1973/74
Ausfall des gesamten Wahlsprachunterrichtes wegen Lehrermangels! Zum Ersatz fehlender Lehrkräfte wurden verstärkt „Hilfskräfte” eingesetzt!
14.06.74: Herr Friedrich wird von OStD. Koop als Hausmeister verabschiedet. Sein Nachfolger wird Herr Hintz.
1974/75
Einrichtung von AGs wurde weitgehend gestrichen. Einführung der „Orientierungsstufe” in Salzgitter führte zum Wegfall der 5. Klassen in den Gymnasien.
1975/76
28 Klassen mit 674 Schülern. Stundenkürzungen wurden durch Mehrunterricht der Lehrer in den gewohnten Grenzen gehalten. Einführung der Reformierten Oberstufe, die in der folgenden Zeit weitere Reformen erfährt. Letzter Aufenthalt von Klassen im Schullandheim in Clausthal-Zellerfeld, da der Schulverein aus finanziellen Gründen dieses Heim verkaufen musste.
1976/77
Wegen hoher Zuweisungen der Orientierungsstufen mussten am Kranich-Gymnasium sieben 7. Klassen eingerichtet werden. Schüler des 12. Jgs. nahmen an Französischkursen der Oberstufe des Gymnasiums am Fredenberg teil. Erschwerend für die Raumaufteilung war die Auswirkung der Einführung der Reformierten Oberstufe, wodurch vier Klassen ohne Raum waren. 10. und 12. Klassen führten Wander- bzw.- Studienfahrten durch.
1977/78
Es werden wegen des Schülerrückgangs nur noch fünf siebte Klassen eingerichtet, was aber die Gesamtsituation nicht merklich veränderte. Als Hilfe für die Schule gab es zum ersten Mal sog. 2/3 BAT-Angestelltenverträge. 817 Schüler besuchen die beiden Sekundarstufen des Kranich-Gymnasiums. Die Abordnungen von Lehrern an die OS nahmen erlassbedingt immer mehr zu. Bemerkenswert ist, dass der Ski-Kurs das erste Halbjahr mit einer Skifahrt in die Alpen abschloss. Der Stillarbeitsraum für die reformierte Oberstufe wird fertiggestellt.
1978/79
Am Kranich-Gymnasium findet das erste Abitur nach den Vorschriften für die reformierte gymnasiale Oberstufe statt.
1979/80
Die Raumnot bleibt so groß, dass drei Klassenverbände in der Schölke-Schule unterrichtet werden nüssen.
80er Jahre
1980/81
Als Besonderheit dieses Jahres bleibt der Brand in der Turnhalle zu vermelden, der diese zwar nicht völlig zerstört, aber für einige Jahre unbenutzbar macht, da die Renovierung sich sehr in die Länge zieht.
1981/82
09.12.81: Der Ehemalige Schulleiter, Ministerialdirigent a.D. Dr. Max Korn, stirbt.
21.12.81: Der von vielen hochverehrte OStR. i.R. Karl Springer verstirbt.
Der Schulverein spendet den ersten Mikrocomputer mit Programmiersprache Basic. 1982/83 Der Schulverein ergänzt den ersten Mikrocomputer der Schule um einen Drucker. In diesem Jahr findet das erste Mal ein „Betriebspraktikum” für alle 11. Klassen statt.
1983/84
06.10.83: Die erste Schulleiterin dieser Schule, Erna Raithel, stirbt.
1984/85
Der lang befürchtete „Pillenknick” macht sich nun auch auf dem Gymnasium bemerkbar: Absinken der Schülerzahlen auf unter die Zahl 800. Die Außensportanlage (Süd) wird nach langer (10jähriger) Planungs- und Bauzeit den Schulen übergeben.
1985/86
In diesem Schuljahr beginnt die Renovierung der Schule, die in Etappen erfolgen und bis zum Jubiläumsjahr 1993 abgeschlossen sein soll.
Herbst 85: Anschaffung von 9 Computern (C 64), 9 Monitoren und einem Drucker.
1986/87
Informatik wird für Mittel- und Oberstufe als Fach angeboten.
31.12.86: Der Schulassistent, Herr Wysocki, geht in den Ruhestand.
1987/88
31.01.87: Die seit 16.03.70 tätige Sekretärin, Frau Suty, geht in den Ruhestand.
01.04.87: Frau Vogt wird neue Schulsekretärin.
01.08.87: OStD. Koop geht in Pension. Seine Vertretung übernimmt StD. Petersen.
Mai 88: Herr Mohnsame wird neuer Schulassistent
Abistreich 88: die Abiturienten streichen die „Baracke” und renovieren diesen Anstrich im Juni 1993 zum bevorstehenden Jubiläum.
1988/89
Durch den Rückgang der Schülerzahl auf unter 600 wird kurzzeitig eine fast „volle” Unterrichtsversorgung möglich.
17.03.88: Herr Dr. Rolf Peter Mühlig wird Schulleiter.
13.11.88: Erwin Todtenhaupt, ein „Lehrer der ersten Stunde”, stirbt.
1989/90
Zum ersten Male wieder über 600 Schüler am Kranich-Gymnasium. In diesem Jahr beginnen die Planungen für das bevorstehende 50jährige Jubiläum. Beachtliche Erfolge erringen Turnerinnen und Sportler unserer Schule auf Bundesebene.
20.03.90: Demonstration zum Problem „Asbest”.
09.11.89 Öffnung der innerdeutschen Grenzen.
Zeitgemäßer Abistreich: TR-ABI 90 – Unser Durchbruch.
90er Jahre
1990/91
Erste Kontakte (Schüleraustausch) zu DDR-Schulen.
10.01.91: Friedenscamp der Schüler aus Protest gegen den „Golfkrieg” in der Aula.
04.03.91: die Gesamtkonferenz beschließt Gründung einer Arbeitsgruppe zur Ganztagsbetreuung am Kranich-Gymnasium.
1991/92
Im Rahmen des Stadtjubiläums (50 Jahre) beteiligen sich unsere Schüler an Wettbewerben, die die Stadt für die Schulen ausgeschrieben hat, und erhalten Preise und Anerkennungen (u.a. für die beiden Sonderausgaben des „KRANICH”).
1992/93
In diesem Jahr wird die schon seit langem dauernde Diskussion um eine innere Umgestaltung unserer Schule fortgesetzt. Zum Abschluss des Schuljahres finden im Rahmen einer Projektwoche die letzten Vorbereitungen zur Jubiläumsfeier statt, die für die Zeit vom 5. bis 7.8.1993 geplant ist.
Ehemalige Schulleiterinnen und Schulleiter

Erna Raithel
Schulleiterin von 1943 – 1952, Kranich-Gymnasium
„Am 4. August 1943, abends um 11 Uhr, erfuhr die Chronistin, aus den Sommerferien in ihre Braunschweiger Wohnung zurückgekehrend – sie war Beamtin der Stadt Braunschweig – daß sie sich am nächsten Tage mit frühester Verbindung nach Salzgitter-Lebenstedt zu begeben habe, um dort eine neuversammelte Oberschulklasse zu übernehmen.” (Erna Raithel im Goldenen Buch der Schule)
Unsere erste Schulleiterin wurde am 23. November 1909 in Hof /Bayern als Tochter eines Kaufmannes geboren (gest. 6. Oktober 1983). Von 1930 – 1936 studierte sie an der Universität in München die Fächer Anglistik und Romanistik. Am 1. Januar 1937 trat sie dem NS-Lehrerbund bei. Stationen ihres Lehrerlebens:
- nach der Referendarzeit gab sie Privatstunden für hautkranke Kinder im Kleinen Walsertal
- 1939 wurde sie stellvertretende Leiterin des Breymannschen Instituts in Wolfenbüttel
- 1940 wurde sie Mitglied der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt)
- 1942 wurde sie von der Stadt Braunschweig in den Schuldienst übernommen und bekam eine Assessorenstelle für die Fächer Englisch und Französisch an der „Städtischen Oberschule für Mädchen ‘Kleine Burg’ ”
- Am 1. November 1942 wurde sie zur Studienrätin ernannt

Dr. Max Korn
OStD, Kranich-Gymnasium
Von 1952 an übernahm OStD Dr. Max Korn die Leitung. Seine Amtszeit fällt in eine Periode, die in der damals noch jungen Geschichte unseres Gymnasiums eine wichtige Rolle spielte. Aus den notdürftigen Barackengeviert, das Mühe hatte, den Nachkriegsverhältnissen zu trotzen, ist vor allem in den fünf Jahren, in der die Leitung unsrer Schule seine Aufgabe war, eine dem Geist der Humanitas und der Wissenschaften auch äußerlich würdige Schule geworden.
Dr. Korn war ein zielstrebiger und, wenn nötig, strenger Direktor, zugleich aber auch ein verständnisvoller, wohlwollender Pädagoge. Er strebte danach, ein vertrauenvolles Verhältniss zwischen Lehrer- und Schülerschaft herzustellen. Gegen Ende Februar 1957 trat er sein neues Amt in Göttingen an.

Hans Gransow
OStD, Kranich-Gymnasium
Der Nachfolger von Dr. Max Korn war OStD Hans Gransow. Wie auch seine Vorgänger bemühte er sich um ein gutes Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer, was ihm auch gelang. Er modernisierte unsere Schule in den achteinhalb Jahre, in denen er hier war. Herr Gransow wechselte dann zu der Raabe-Schule, wo ihn viel Arbeit erwartete. Doch er sah voller Freude in die Zukunft.

Karl Hans Koop
OStD, Kranich-Gymnasium
Karl Hans Koop, der neue und mittlerweile vierte Direktor unserer Schule, hatte an der TH Braunschweig Mathematik und Physik studiert. Nach einer Zeit als wissenschaftlicher Assistent der TH war er von 1952 bis 1966 Lehrer an der Gaußschule in Braunschweig. Da er sehr aufmerksam die wissenschaftliche Entwicklung verfolgt hatte, wurde er 1963 mit der Ausbildung und Prüfung der Studienreferendare beauftragt.

Dr. Rolf-Peter Mühlig
OStD, Kranich-Gymnasium
1988 übernahm OStD Dr. Rolf-Peter Mühlig das Amt des Direktors. Er führte es bis 2003. Hier einige Lebensdaten:
- Geb. 21.12.1939 in Erfurt/Thüringen. Verheiratet, eine Tochter.
- Abitur 1957, Diplom in Mathematik an der Universität Leipzig/Sachsen im Jahre 1963.
- Aufenthalt an der Staatlichen Universität Moskau von 1963 bis 1964.
- Tätigkeit an der Universität Leipzig.
- Promotion über ein Thema aus der theoretischen Hydrodynamik im Jahre 1973.
- 1976 zweites Staatsexamen in Mathematik am Staatlichen Studienseminar Celle/Niedersachsen.
- Von 1976 bis 1984 Studienrat am Hölty-Gymnasium in Celle,
- Von 1984 bis 1988 Oberstudienrat bzw. Studiendirektor am Gymnasium am Silberkamp in Peine/Niedersachsen.

Wolfgang Reinhart
OStD, Kranich-Gymnasium
Mit Beginn des Schuljahres 2004/05 war OStD Wolfgang Reinhart Schulleiter des Kranich-Gymnasiums bis zum 31.1.2009.
Hier einige Lebensdaten:
- Geboren 1946 in Braunschweig, verheiratet, zwei Söhne
- Von 1953 bis 1957 Grundschule in Braunschweig-Gliesmarode
- Von 1957 bis 1966 Raabeschule in Braunschweig, Abitur 1966
- Von 1966 bis 1972 Mathematik- und Physikstudium in Braunschweig und Göttingen
- Anschließend Referendariat am Studienseminar in Braunschweig
- 1973 erste Stelle als Lehrer in Alfeld (Leine)
- Ab 1980 Auslandsschuldienst an der Deutschen Schule in Barcelona
- 1987 Rückkehr nach Braunschweig an die Ricarda-Huch-Schule
- Ab 1992 stellvertretender Schulleiter am Martino-Katharineum in Braunschweig
- Von 2000 bis 2004 Schulleiter an der Deutschen Schule in Bilbao (Spanien)
- Seine Unterrichtsfächer sind Mathematik, Physik und Philosophie. Im Laufe seiner mehr als 30-jährigen Dienstzeit hat er auch Unterricht in Informatik, Musik, Sport, Spanisch und Ethik/Werte und Normen gegeben.